Wien - Lehrende und die HochschülerInnenschaft (ÖH) an der Uni Wien treten für eine Reform der neuen Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) ein. Dass man nach nur einer negativen Prüfungswiederholung lebenslang für sein Wunschstudium gesperrt ist, ist für die ÖH "untragbar". Die Lehrenden sehen indes laut Kuriensprecher Karl Ille ihre Arbeit missbraucht: "Die STEOP darf kein untaugliches Selektionsinstrument sein und muss eine tatsächliche Studienorientierung ermöglichen", fordert er gegenüber der APA. An der Uni-Spitze sieht man indes keinen Handlungsbedarf.

Die STEOP gilt seit Herbst an jenen elf Unis, die keine generellen Zugangsbeschränkungen haben. Nur wer alle Prüfungen im ersten Semester besteht, darf weiter studieren. Das Gesetz sieht dabei nur eine Prüfungswiederholung vor, um eine negative Note auszubessern. Wer eine Prüfung zum zweiten Mal nicht schafft, ist für immer für das betreffende Fach an der jeweiligen Uni gesperrt. Die Unis können aber autonom einen dritten Prüfungsantritt erlauben - was auch alle außer der Uni Wien und der Uni Linz tun. Auch das Ausmaß an Prüfungen unter diesen verschärften Bedingungen ist an der Uni Wien höher als an anderen Universitäten.

Dritter Prüfungsantritt

Angesichts dieser Situation hat die Plattform universitäre Mitbestimmung (PLUM) an der Uni Wien Dienstagabend zu einer Diskussionsveranstaltung geladen. Für PLUM-Vertreter Ille ist die derzeitige Regelung immer noch besser als generelle Zugangsbeschränkungen. Dennoch müsse es eine Reparatur geben, etwa ein dritter Prüfungsantritt erlaubt werden. "Der Druck vonseiten der Lehrenden, Studierenden und auch Teilen des Senats ist mittlerweile sehr groß."

Aus Illes Sicht dürfte die STEOP für die Lehrenden problematischer sein als für die Studenten, denn "sie wird nicht sehr selektiv gehandhabt". Immerhin seien den Lehrenden die Folgen bewusst. Durch die vorgeschriebenen zwei Antritte pro Semester sei jedoch weniger Zeit für Unterricht. Wegen der kurzen Fristen für die Prüfungskorrektur müssten nun außerdem Multiple-Choice-Verfahren eingesetzt werden. "Wir werden dazu gezwungen, eine Maschine darüber entscheiden zu lassen, ob jemand sein Wunschstudium fortführen darf", kritisiert der Romanist.

ÖH gegen Sperre

Julia Kraus (Kommunistischer StudentInnenverband - Linke Liste) vom ÖH-Vorsitzteam an der Uni Wien warnt gegenüber der APA vor negativen Folgen wie noch höherem Druck auf die Studenten. Auch wenn die ÖH - wie auch die PLUM - die Studieneingangsphase an der Uni Wien ursprünglich mitbeschlossen hat, weil sie "das kleinere Übel" als die geplanten Platzbeschränkungen in Massenfächern gewesen sei, muss diese in ihrer derzeitigen Form weg, so Kraus. Ihre Forderung: tatsächliche Orientierung und keine Sperre.

Senat: Mehr Struktur

Helmut Fuchs, Vorsitzender des Senats an der Uni Wien, sieht keinen Bedarf nach einer neuen Regelung, allenfalls brauche es einzelne Korrekturen bei den in sehr kurzer Zeit erstellten Studienplänen. "Die STEOP soll mit einem klaren, straffen Programm mehr Struktur in den Studienanfang hineinbringen, um hier die Ressourcen besser einzusetzen. Das soll den Studierenden der späteren Semester zugutekommen", erklärt er die Intention des Senats. "Wenn ein Student gleich am Anfang mehrfach durchfällt, sollte er sich überlegen, ob er ein anderes Studium wählt oder für einige Zeit in die Berufspraxis geht." Dass es nur eine Prüfungswiederholung gibt, sieht er nicht als Problem ("Das ist internationaler Standard"), allerdings würde er sich anstelle der lebenslangen nur eine ein- bis zweijährige Sperre für das jeweilige Fach wünschen.

"Dann sollte eine weitere Wiederholung möglich sein." Insgesamt sei die STEOP derzeit die beste Möglichkeit, den Studienzugang zu regeln - und dass die Anforderungen an der Uni Wien etwas höher als an andere Unis seien, liege möglicherweise auch an deren vergleichsweise geringeren Studentenzahlen bei höherem Budget. Nur die Wirtschaftsuniversität stehe unter ähnlichem Druck. 31 Prozent aller Studenten besuchen die Uni Wien, vom Budget bekomme sie aber nur 15 Prozent. "Ich persönlich bin für den offenen Zugang - aber nur, wenn die Unis genug Geld bekommen, um alle Studenten gut betreuen zu können." (APA)