Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA/Walter Longauer

Wien - Eltern, und hier vor allem Mütter, haben nach wie vor Probleme mit dem Angebot von Kinderbetreuungsplätzen: Laut einer Erhebung der Statistik Austria fehlten im Jahr 2010 in Österreich mindestens 44.000 Kinderbetreuungsplätze für unter 15-jährige Kinder, weitere 102.400 bestehende Kinderbetreuungsangebote entsprachen demnach nicht den Bedürfnissen der Eltern.

Kinderbetreuung ist außerdem nach wie vor Frauensache: 87,3 Prozent der Frauen, aber nur 6,4 Prozent der Männer unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit nach der Geburt eines Kindes.

Betreuungsquote bei Unter-Dreijährigen fern von Barcelona-Ziel

Bei den Drei- bis Fünfjährigen wurde das Barcelona-Ziel 2010 mit einer Betreuungsquote von 90,7 übertroffen, bei Kindern unter drei Jahren wurde das Ziel von 33 Prozent mit einer Quote von 17,1 Prozent aber klar verfehlt. Von Personen zwischen 15 und 64 Jahren mit Betreuungsverpflichtungen für Kinder unter 15 Jahren sahen 12 Prozent Probleme bei den Kinderbetreuungsangeboten. 22,4 Prozent der Nicht-Erwerbstätigen würden gerne mehr arbeiten, wenn es geeignete Betreuungsangebote gäbe, ebenso wie 13,4 Prozent der Teilzeiterwerbstätigen.

Die Erhebung zeigt in der Altersgruppe der Jüngsten einen im Vergleich zu den betreuten Kindern (knapp 40.000) beträchtlichen Bedarf von zusätzlichen 22.900 Plätzen. Würde man diese Plätze schaffen, läge man aber mit 26,9 Prozent noch immer unter dem Barcelona-Ziel. Bei den Sechs- bis 14-Jährigen fehlen demnach 13.400 Plätze, für Drei- bis Fünfjährige 7.600 Plätze. 46 Prozent der Betreuungsplätze fehlen, weil es keine in der Nähe gibt, 34 Prozent für Kleinkinder und 20 Prozent, weil es keine freien Plätze in bestehenden Einrichtungen gibt, zeigen die Ergebnisse der Befragung.

Weitere 102.400 bestehende Kinderbetreuungsangebote werden als nicht adäquat gesehen: Besonders häufig wurde auf fehlende Plätze zu bestimmten Tageszeiten oder während der Ferienzeit (42 Prozent) sowie auf zu teure Betreuungsplätze (32 Prozent) hingewiesen, aber auch mangelnde Qualität wurde angegeben (neun Prozent).

Nur 21 Prozent der Mütter mit jüngeren Kindern in Vollzeit

Kinderbetreuung ist außerdem nach wie vor großteils Frauensache: 89 Prozent der Väter, aber nur 21 Prozent der Mütter mit Kindern unter 15 Jahren sind Vollzeit erwerbstätig. Die Frauenerwerbsquote steigt erwartungsgemäß mit dem Alter des Kindes. Allerdings lag die Teilzeitquote bei Frauen mit Kindern unter 15 bei 43,4 Prozent, mit Kindern im Volksschulalter sogar bei 55,1 Prozent. Die Teilzeitquote der Väter lag dagegen bei lediglich vier Prozent. Elternkarenz war übrigens in der Statistik bei Männern nicht signifikant feststellbar.

Väterkarenz im einstelligen Bereich

Während rund neun von zehn Frauen mit Kindern unter acht Jahren ihre Erwerbstätigkeit wegen Kinderbetreuung unterbrechen, sind es bei den Männern nur 6,4 Prozent. Drei Viertel dieser Männer waren nicht länger als maximal elf Monate in Karenz. Bei 87 Prozent der Frauen dauerte die Unterbrechung ein Jahr oder länger.

Deutliche Unterschiede zeigen sich auch dabei, wer die Kinderbetreuung übernimmt, wenn Vater bzw. Mutter in der Arbeit sind: Kinderbetreuungsangebote sind vor allem für Frauen (ohne Elternkarenz) mit Kindern unter sechs Jahren wichtig, sie werden von 43,5 Prozent genutzt. Wenn der Mann arbeitet, übernimmt zu 82,8 Prozent die Partnerin die Kinderbetreuung.

Beide Elternteile in die Pflicht nehmen

Betreuungspflichten seien Frauenangelegenheiten und es fehlten Plätze für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, resümierte Konrad Pesendorfer, Fachstatistischer Generaldirektor. Die Situation verbessere sich, aber "sehr langsam". Es gelte, ausreichend Plätze zu schaffen und Systeme zu entwickeln, die beide Elternteile in die Pflicht nehmen. Gute Ansätze gebe es, verwies Pesendorfer etwa auf das einkommensabhängige Kindergeld, es gehe aber auch um Werte.

Die Erhebung zum Thema "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" wurde von der Statistik Austria im Jahr 2010 durchgeführt. Zielgruppe der Befragung waren 15- bis 64-Jährige, hochgerechnet entspricht dies 5,6 Millionen Personen. (APA)