Linz - "Papa, es hat sehr weh getan", habe sein Sohn gesagt. Der großgewachsene Mann kämpft im Zeugenstand vor Richter Stefan Pellegrini mit den Tränen. Er ist der Vater jenes siebenjährigen Volksschülers, der die Republik klagt. Die Eltern behaupten, dass der Schüler mehrfach vom Direktor tätlich angegriffen worden sei. Am Montag wurde der Prozess am Landesgericht Linz mit der Einvernahme des Vaters und des mittlerweile pensionierten Direktors fortgesetzt.

Zu Beginn habe es in der Schule "kaum" Probleme gegeben - bis der Bub im Oktober 2009 plötzlich erzählte, der Direktor hätte ihn geschlagen. "Er hat gesagt, er hat einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen", erinnert sich der Vater. Die Eltern schenken den Erzählungen ihres Kindes vorerst keinen Glauben. Doch der Bub erzählt von weiteren Übergriffen. Zweimal habe ihn der Direktor "fest" an der Schulter und am Hals gepackt. "Ab diesem Zeitpunkt hat sich unser Kind im Verhalten verändert und auch begonnen einzunässen", erzählt der Vater.

Ohrfeige am Gang

"Eskaliert" sei die Situation im Mai 2009. "Der Bub war unruhig und wurde von der Lehrerin auf den Gang geschickt. Vor der Tür stand der Direktor und hat unserem Kind wortlos eine Ohrfeige verpasst und ihn in die Klasse zurückgestoßen", schildert der Vater. Der Versuch eines klärenden Gesprächs scheitert, die Eltern zeigen den Direktor an. Der Schulleiter gesteht vor Gericht zumindest einen Übergriff: "Es war ein leichter Klaps, das war eine Aktion zu viel. Es hat aber nicht wehgetan, und ich habe mich entschuldigt." Der Bub sei in der Schule oft unruhig und aggressiv gewesen: "Da bin ich öfter dazwischengegangen und hab auch angepackt - um Verletzungen zu vermeiden." Der Prozess wurde am Montag auf Jänner vertagt.

Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Paul Kimberger von der VP-nahen Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG) fordert indes mehr Durchgriffsrechte für Lehrer: Eltern von Problemschülern, die nicht mit der Schule kooperieren, soll die Familienbeihilfe eingefroren werden. Vertreter der Elternvereine lehnen die Sanktionsmaßnahmen ab. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2011)