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Zwei finnische Forscher glauben zu wissen, warum sich unsere Blicke sofort auf die nackten Körper richten, während die leeren Sitze im Ernst-Happel-Stadion übersehen werden.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Tampere/Wien - Nackte menschliche Körper rangieren in der Ökonomie unserer Aufmerksamkeit ziemlich weit oben, Werbe- und Medienindustrie schlagen daraus fleißig Kapital. Dass nackte Körper mehr interessieren als angezogene scheint evolutionär nicht weiter verwunderlich: Kleidung wurde erst relativ spät erfunden. Die ältesten Bekleidungsreste stammen aus einer Zeit vor 36.000 Jahren.

Wie aber kommt es, dass nackte Körper sofort ins Auge springen? Zwei finnische Neurobiologen glauben nun die Antwort gefunden zu haben: Nackte Tatsachen werden in unserem Gehirn auf einer Art "Wahrnehmungsautobahn" namens N170 verarbeitet, einem Neuronennetzwerk, das Informationen schnell transportiert - und in dem Fall noch verstärkt.

Zu diesem Schluss kamen die finnischen Forscher im Fachblatt PLoS one nach Tests mit insgesamt 48 freiwilligen Versuchspersonen, denen in schneller Abfolge Bilder von nackten Körpern, Körpern in Badeanzug oder Badehose sowie Gesichter und Autos auf einem Computerbildschirm gezeigt wurden. Dabei wurden die Hirnströme der zunächst 16 männlichen Probanden gemessen. Das stärkste Signal riefen wie zu erwarten die nackten Frauen hervor.

In der zweiten Testreihe wurde das Experiment mit 16 Männern und 16 Frauen und nur mit Körperbildern wiederholt. Bei den Männern führten wieder die nackten Frauen zu den heftigsten Reaktionen, bei den weiblichen Probanden waren es ebenfalls Nackte - aber egal welchen Geschlechts.

Das aufgefangene Signal ist normalerweise typisch für das Wahrnehmen von Gesichtern und heißt in der Fachsprache N170. Die nackten Körper scheinen es aber noch zu verstärken, auch wenn deren Gesicht weggepixelt ist. Die Forscher glauben, auch den Zweck der Expressverarbeitung dieser visuellen Information zu kennen: Je schneller man das Augenmerk auf einen nackten Körper richten kann, desto besser sind auch die Chancen auf Sex. (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. November 2011)