Ob Pizza nun auf Bäumen, Sträuchern oder gar aus bodennahen Schlingpflanzen wächst, ist noch nicht zweifelsfrei erhoben - auf jeden Fall aber handelt es sich um Gemüse. Das hat das US-Repräsentantenhaus - derzeit noch die mächtigste gesetzgebende Institution der Welt - jetzt festgelegt.

Man geht richtig in der Annahme, dass es sich dabei um ein Glanzstück gefinkelter Lobbyisten handelt. Das betreffende Gesetzeswerk bestimmt nämlich, welche Art von Mittagessen an öffentlichen Schulen subventioniert werden soll. Die Nahrungsmittelindustrie hatte heftig dafür geworben, Pizza und Pommes als Gemüse (und damit als subventionswürdig) einzustufen, "um das wichtige Mittagsmahl für Schüler wohlschmeckend zu gestalten" . Dem folgten die Abgeordneten nun vollinhaltlich. Argumente des Landwirtschaftsministeriums, dass dies einem Freibrief zum Heranzüchten weiterer Generationen von Fettleibigen gleichkomme, wurden souverän vom Tisch gewischt.

Das Gesetz greift freilich zu kurz. Die Welt dürfte sich heute über eine Vielzahl neuer, leckerer Gemüsesorten freuen, wenn, ja wenn die Abgeordneten den Gedanken bloß zu Ende gedacht hätten.

Warum nur Pizza und nicht auch Extrawurst ("Bologna" ) - die besteht schließlich auch mehrheitlich aus Wasser und Mehl? Und überhaupt: Was ist mit Schokolade, Keksen und Kuchen aller Art - pures Gemüse, und wohlschmeckend dazu! (DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2011)