Mailand - Italiens Bankensystem wird nicht nur durch die rund 200 Milliarden Euro an Staatspapieren belastet, sondern auch durch die wachsende Anzahl notleidender Kredite. Laut der jüngsten Veröffentlichung der Banca d'Italia hat der Wert der schwer eintreibbaren Kundenkredite innerhalb eines Jahres von 70 auf 100 Mrd. Euro zugenommen.

Auch die zahlreichen Banken- und Unternehmensbeteiligungen wirken sich negativ auf die Bilanz aus. Die Bank-Austria-Mutter, UniCredit, hat knapp zehn Mrd. Euro Beteiligungen in ihrer Bilanz 2011 abgeschrieben. Davon entfielen 3,6 Mrd. Euro auf die ehemalige Banca Capitalia, 1,6 Mrd. Euro auf die von UniCredit neu erworbenen Beteiligungen in Ost- und Mitteleuropa. Die Ratingagentur Moody's droht mit einer Abstufung der Bonität und hält UniCredit unter Beaufsichtigung.

Ähnliches ist bei Italiens zweitgrößter Bank, Intesa Sanpaolo, zu erwarten. Nachdem CEO Corrado Passera als Superminister in die Regierung gewechselt ist, wird nach einem Nachfolger gesucht. Wahrscheinlich ist, dass der neue Bankenchef eine Bilanzsäuberung vornimmt. Die Mailänder halten u. a. eine Zehn-Prozent-Beteiligung an der defizitären Alitalia.

Intesa Sanpaolo ist mit 63,4 Mrd. Euro italienischen Staatspapieren von der Schuldenkrise am stärksten betroffen, gefolgt von UniCredit mit 39 Mrd. Euro. Die Banken haben die Möglichkeit, diese Bonds im Bankenbuch zu führen. Aber auch dort sind Abschreibungen nicht ausgeschlossen. Zumindest aber müssen die Banken in ihrer Jahresbilanz ihr Portefeuille und dessen Einschätzung transparent machen. (tkb, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.11.2011)