Sie lassen sich scheiden? Auf help.gv.at finden Sie den Link zum Scheidungsanwalt.

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Eigentlich sollte die Service-Seite der Republik help.gv.at Bürger sachlich informieren. "Ihr offizieller Amtshelfer für Österreich" lautet die Eigenbeschreibung. Doch auf der Suche nach Informationen über Behörden oder Amtswege stößt man auch auf Inserate von Firmen, die Bürger als Käufer fangen wollen. Offizielle Informationen werden durch Werbungen beeinflusst.

Möchte man Informationen darüber einholen, wie man eine Todesanzeige aufgibt, erscheint die Anzeige der Bestattung Wien. 

Will man sich über Scheidungen informieren - an welchen Stellen man sich zum Beispiel beraten lassen kann - gerät man in Versuchung, auf den Werbebutton eines Scheidungsanwaltes zu klicken.

Auf der Suche nach einem Standesamt stößt man auf das Inserat eines Bauträgers, der frohlockt: "Frisch verliebt ins Eigenheim".

"Sittenwidrige Vorgehensweise"

Einem derStandard.at-User stößt sauer auf, dass die Seite teilweise durch Inserate finanziert wird. Er ortet eine "geradezu sittenwidrige Vorgehensweise", wenn Personen auf einer Seite des österreichischen Bundeskanzleramtes mit Werbungen konfrontiert werden.

Die Suche nach Inserenten wird offensiv betrieben. Auf der Startseite von help.gv.at findet sich ein Button mit der Aufschrift: "Werbung auf help.gv.at".

Dort wird angepriesen, was die Vorteile der Werbeschaltung sind: "Menschen, die ein Baby erwarten, werden Windeln, Kinderwagen und auch ein Kinderbett benötigen." Man wolle zielgruppenorientierte Internet-Marketingmaßnahmen setzen.

"Bestandteil des Konzepts"

Manfred Matzka, für die Seite verantwortlich und Sektionschef im Bundeskanzleramt, sieht dabei nichts Verwerfliches. Die Möglichkeit auf help.gv.at Werbung zu schalten, gebe es seit 1998: "Das ist Bestandteil des Konzepts." Warum es gemacht wird? "Weil wir das Geld brauchen, wir finanzieren dadurch eine volle Arbeitskraft."

Vertriebspartner ist Herold, der den Werbekunden "gerne mit Rat und Tat zur Seite" steht, wie es heißt. 

540.000 Menschen besuchen die Seite help.gv.at pro Monat, insgesamt wird sie mehr als drei Millionen Mal pro Monat aufgerufen. (rwh, derStandard.at, 21.11.2011)