I. Kabakov: "Bei der Universität 1972".

Foto: Dorotheum
Foto: Dorotheum

Im Herbst 2004 eröffnete im Museum of Contemporary Art Cleveland eine Ausstellung, die von fiktiven Künstlern "beschickt" wurde: von Charles Rosenthal und Ilya Kabakov, beides Personen, die der Vorstellung des realen Künstlers Kabakov entsprangen, der mit Igor Spivak zeitgleich einen dritten Künstler entwarf.

Mit diesem Werkkomplex imaginierte Kabakov eine idealisierte Alternative russischer Kunstgeschichte, die den populistischen Geist wie auch Themen des sozialistischen Realismus mit den utopischen Symbolen von Abstraktion verknüpft. Das Bild Bei der Universität 1972 war Bestandteil dieser großen Installation und gastierte auch bei der ersten Retrospektive in Moskau seit der Emigration des Künstlers. Kommende Woche gelangt das 2002 gemalte Bild im Dorotheum im Zuge der Auktion zeitgenössischer Kunst (24. 11.) zur Versteigerung. Das Interesse an dem Bild sei außergewöhnlich, erzählt Petra Schäpers, Leiterin der Düsseldorfer Dorotheums-Repräsentanz und verantwortliche Expertin.

Bei den Schaustellungsstationen in Paris, in Brüssel, Düsseldorf, München und jetzt auch in Wien hätte sie dieses Phänomen beobachtet: Das Werk motiviert zur Kommunikation unter den Betrachtern, auch der "Zitate" wegen, den expressionistischen, impressionistischen und konstruktivistischen Partien. Und obwohl man das von Kabakovs Konzeptkunst nicht unbedingt annehmen würde - dieses Werk hat auch Sofaqualitäten, fügt sich nahtlos auch in historisches Ambiente.

Wiener Auktionsdebüt 1995

Vor allem aber gilt das auf 600.000 bis 800.000 Euro taxierte Bild als heißer Anwärter auf den Titel höchster Zuschlag der Auktionswoche (21-25. 11.). Auf dem Sekundärmarkt ist Kabakovs bislang deutlich weniger präsent als in der Galerienszene. Seit 1990 gelangten laut "Artprice" insgesamt 135 Arbeiten auf den Markt, darunter nur 14 Gemälde. In Österreich gab er 1995 sein Auktionsdebüt, als im Dorotheum die Zeichnung eines fliegenden Elefanten für 617 Euro den Besitzer wechselte. Solche Schnäppchen sind freilich längst Geschichte. Der aktuelle Auktionsrekord liegt bei 3,83 Millionen Euro (Phillips de Pury, London, 2008: Beetle, 1982). (kron / DER STANDARD, Printausgabe, 19./20.11.2011)