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Rektor Schütz: "Wir müssen die Hälfte des Budgets, dass wir vom Wissenschaftsministerium bekommen, in die Krankbetreeung stecken".

Foto: apa/Hochmuth

Wien - Die Medizinische Universität (MUW) macht Ernst: Die angedrohten Sparmaßnahmen am Wiener AKH werden umgesetzt - falls nicht doch noch zusätzliche Budgetmittel kommen. Das hat der Rektor der MUW, Wolfgang Schütz, am Freitag betont. So wird es etwa ab kommenden Jahr weniger Nacht- und Wochenenddienste geben. Geplant ist eine Rücknahme von 14 Prozent. Auch die Anzahl der Operationen wird zurückgefahren.

"Können budgetär nicht mithalten"

"Es ist eine Maßnahme, die in den letzten Jahren immer gedroht hat", berichtete Schütz. "Denn, so versicherte der Rektor, die Routinearbeit im AKH stehe in keiner Relation zu den personellen Ressourcen der Universität. "Die Leistungen sind überproportional gestiegen. Damit konnten wir budgetär nicht mithalten", beklagte der Uni-Chef. Für Lehre und Forschung fehle schon länger jeder Spielraum: "Weil wir schon die Hälfte des Budgets, dass wir vom Wissenschaftsministerium bekommen, in die reine Krankenbetreuung stecken müssen."

Acht bis Neun Millionen fehlen

Nun sei die Situation letztlich so, "dass, wenn wir keine Maßnahme setzen, tatsächlich in ernste Schwierigkeiten kommen". Mit Beginn des nächsten Jahres müsse der Fehlbetrag darum abgefangen werden: "Der wird bei acht bis neun Millionen Euro liegen." Mit diesem Minus werde die Medizinische Universität das Jahr 2011 beenden.

"Es ist das erste Mal, dass wir das Budgetziel versäumen. Und das wollen wir tatsächlich nur einmal machen", erklärte Schütz. Bisher sei man mit der Bildung und Auflösung von Rücklagen durchgekommen. Nun würden die steigenden Kosten das jedoch nicht mehr möglich machen. Denn es würden etwa die Biennalsprünge bei den Beamten - somit bei rund 50 Prozent der Mitarbeiter der MUW - nicht abgedeckt werden.

Hohe Kosten für Personal

Eine hohe Belastung seien zudem die Entgeltfortzahlungen für Journaldienste, für die bei Krankheit und Urlaub aliquot ein Teil abgegolten werde. Insgesamt gehe es bei einem Personalbudget an die 300 Millionen Euro um große Absolutbeträge. Nun sei klar: Man müsse die fehlenden Millionen wieder hereinbringen. Gespart, so versicherte Schütz, werde auch im Rahmen der theoretischen Institute. Dort sei das Einsparungspotenzial aber gering - angesichts der im Vergleich zum Klinikbereich niedrigen Kosten.

Sparen vor allem bei Journaldiensten

Die Einsparungen betreffen vor allem die Journaldienste, die laut Schütz im Gegensatz zu Nichtnachbesetzungen auch sofort budgetwirksam werden. Kündigungen, so stellte er an dieser Stelle klar, sind nicht geplant. Derzeit sind im größten Spital des Landes jedenfalls 172 Ärzte pro Nacht bzw. am Wochenende im Dienst. Falls sich nicht "im letzten Moment" etwas ändert, wird deren Zahl auf 148 reduziert: "Besonders betroffen sein wird, fürchte ich, der chirurgische Bereich. Es wird sicher weniger Operationen geben."

Weniger Operationen

"Die Chirurgen haben untertags wegen der überproportionalen Beanspruchung des AKH so viele Operationen, dass sie in der Nacht weitermachen müssen", schilderte der Rektor. Die geplante Reduktion der Nacht-Anwesenheit würde auch die Zahl der Eingriffe reduzieren - und etwa für längere Wartezeiten für Patienten sorgen.

Bund "direkter Ansprechpartner"

Schütz sieht sowohl die Stadt als auch den Bund gefordert - wobei letzterer sein "direkter Ansprechpartner" ist, wie Schütz betonte. Denn der Bund als Eigentümer habe der Universität auch die "Bürde des Routinebetriebes im Spital" übergeben. Gleichzeitig habe er es verabsäumt, mit der Stadt eine Leistungsanpassung zu erreichen. Der Vertrag mit der Stadt, betonte Schütz, werde jedenfalls erfüllt.

"Wir haben das Personal seit 2005 um 80 Stellen erhöht", rechnete der Rektor weiters vor. Die Stadt macht nach Ansicht des Uni-Chefs hingegen das Gegenteil - nämlich das Pflegepersonal reduzieren: "Das tut sie vehement." Gemäß dem aus dem Jahr 2005 stammenden Vertrag ist das gesamte ärztliche Personal von der Medizinischen Universität Wien bereitzustellen. Das Pflege- und Erhaltungspersonal wird hingegen von der Stadt Wien bezahlt. Sie ist auch Betreiberin und Erhalterin des AKH.

Gemeinsame AKH-Betriebsgesellschaft

Schütz kann sich vorstellen, dass eine gemeinsam von der Stadt und dem Bund ins Leben gerufene AKH-Betriebsgesellschaft den Zustand verbessern würde: "Ich halte die gemeinsame Betriebsführung für eine machbare Lösung."

"Das Entscheidende ist, dass dieses riesige Spital nicht von zwei Rechtsträgern betrieben werden kann, die sich gegenseitig versuchen, die Leistungen zuzuschieben. Das funktioniert nicht auf Dauer, jetzt droht der Kollaps", warnte er.(APA)