Zwei in Einer: Egon Schieles Zeichnung "Zwei Sitzende", Verso "Sitzende Frau", gastiert derzeit in Köln.

Foto: Wienerroither & Kohlbacher

Kunst und Kauf in ein animierendes Verhältnis bringen: will heißen gediegen, aber nicht zu gediegen - bezahlbar, aber nicht zu bezahlbar. In dieser Weise propagierte die Kölner Kunstmessen-Verantwortliche Ulrike Berendson wiederholt die Cologne Fine Art & Antiques (COFAA). Seit dem Frühjahr-Herbst-Terminwechsel 2006 mit der Art Cologne favorisiert man etwa das kombinierbare Einzelstück. Also nicht mehr komplett raumgreifende Barock- oder Biedermeier-Wohngruften. Was bedeuten könnte: afrikanischer Nagelfetisch auf Eileen- Gray-Tischchen, darüber Jugendstil-Deckenleuchte von Muller-Frères, deren Licht sich in einer Roentgen-Konsole spiegelt. Diese Sicht der Dinge hat der Messe wiederum bei Puristen den Interior-Vorwurf eingebracht. Schöner wohnen, schöner kaufen.

Nun, man kann es nie jedem recht machen, doch mangelnde Vielseitigkeit und Epochen-Enge lässt sich der COFAA (bis 20. 11.) sicher nicht vorwerfen. Besonders für moderne und aktuelle Design-Offerten (Jochum/Berlin) sollte man sie auf dem Radar behalten. Die Zeitgrenze 1980 ist natürlich längst durchbrochen, indes maßvoll und keinesfalls Art-Cologne-gefährdend. In diesem Jahr offenbart dies etwa eine neu konzipierte, erlesene Angebotsparzelle mit Papierarbeiten, die sich für die Kölner Zukunft wünscht, diesen Spezialbereich mit Paris oder Maastricht zu assoziieren.

Köln kontra München

Zwischenfazit: Edelste Einzelstücke gibt es, absolute "Highlights" eher wenige. Unter diesem Titel hatte München Ende Oktober ein "fettigeres" Feuerwerk abgebrannt, parallel zu zwei anderen Messen, die das COFAA-Segment bedienen: Die alte Köln-München-Konkurrenz geht damit am ohnehin schwierigen Marktplatz Deutschland wieder in zeitnahe Gefechtsstellung - das strategische Bedienen liquider Regionen und dortiger Sammlerstämme eben. Ein bisschen kratzt man sich doch die Stirn, denn in diesen Krisenzeiten - Flucht in die Sachwerte hin oder her - kann man das Geld gerade nur einmal ausgeben.

Dem neuen Kölner Papierkabinett (24 Teilnehmer) setzen jedenfalls zwei Wiener Händler Glanzlichter auf: Wienerroither & Kohlbacher bieten Gezeichnetes von Klimt (45.000 bis 280.000 Euro). Schieles obsessiv denkende, grafische Hand startet da erst sechsstellig, bis hin zu 750. 000 Euro für Zwei Sitzende (1911). Die Offerten von Heike Curtze verhelfen, etwa mit dem Verlust der Handschrift von Günter Brus, zum Kontrast.

Hinreißend bedient Günter Bochuslavs "Ancient American Art" mit altamerikanischer Kunst zwischen Mexiko und Peru im vierstelligen Eurobereich. Eine Aufforderung zu sammeln nicht nur das. Schlapkas Globusnähtisch (von 1820 / 58.000 Euro) erinnert an die Möbelhochburg Wien.

Und bei Salis & Vertes erfahren wir, angesichts der Krise und eines Matisse huldigenden Picasso-Kleinformats aus dem Jahr 1958 für 1,9 Mio. Euro, dass Kunsthändler "die Krisen-Gewinner sein können". Zuvor muss Thomas von Salis das Bild allerdings noch verkaufen.  (Roland Groß / DER STANDARD, Printausgabe, 19./20.11.2011)