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Ende 2007 war der Spatenstich erfolgt, nach vierjähriger Bauzeit nimmt die Überbauung des Bahnhofs Wien-Mitte im dritten Bezirk nun langsam Gestalt an. Ende Oktober 2012 soll der U-förmige Gebäudekomplex, der auch ein 70-Meter-Hochhaus mit 17 Stockwerken beinhaltet, eröffnet werden. Am Donnerstagabend gab es anlässlich der Fertigstellung des Rohbaus eine Gleichenfeier.

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Das von "Architekten Wien Mitte" (Ortner & Ortner, Neumann + Steiner) geplante Objekt wird dann auf einer Bruttogeschoßfläche von 130.000 Quadratmetern Büros, Geschäfte und Gastronomiebetriebe beherbergen. In den Kellergeschoßen verkehren bekanntlich zwei U-Bahn- und fünf Schnellbahnlinien sowie der "City Airport Train" (CAT), die ersten drei Geschosse direkt über der Gleisebene werden mit einem 30.000 Quadratmeter großen Shopping Center bespielt werden. Auch ein Parkdeck mit 500 Stellplätzen wird es geben.

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Die Arbeiten am Rohbau erfolgten bei laufendem U-Bahn- und S-Bahn-Betrieb, was für die Arbeiter - an Spitzentagen waren 500 gleichzeitig anwesend - eine Herausforderung war. Die meiste Zeit hätten die Arbeiten am Fundament in Anspruch genommen, berichtete Thomas Jakoubek, Geschäftsführer des Bauträgers BAI. Dabei sei es auch zu Verzögerungen von einem halben bis einem dreiviertel Jahr gekommen. Im Shopping-Center seien aber bereits jetzt "ein bisschen mehr als 80 Prozent" vermietet, bei den Büroflächen seien es "ein bisschen weniger als 80 Prozent".

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Der Bauträger BAI kontrolliert gemeinsam mit der Bank Austria, die das Bauvorhaben auch finanziert, zu gleichen Teilen die Projektgesellschaft "Wien Mitte Immobilien GmbH". Deren Geschäftsführer Helmut Daschütz berichtete am Donnerstag, dass die statischen Rahmenbedingungen sehr kompliziert gewesen seien. Es sei etwa schwierig gewesen, zwischen den Gleislagen so genannte Lastlinien zu finden, die das Gewicht des Gebäudes über die Fundamente "in den Boden bringen". Und das Gewicht des Gebäudes ist tatsächlich enorm, schließlich befindet sich das "eigentliche Fundament" im zweiten Stock: Es ist eine 1,5 Meter dicke Betonplatte (Bild), die fast über die gesamte Grundfläche von 16.000 m² verläuft und ein Gewicht von mehr als 50.000 Tonnen auf die Waage bringt.

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Für den Bezirksvorsteher von Wien-Landstraße, Erich Hohenberger (SPÖ), war die Gleichenfeier allerdings ein Moment der Erleichterung. Im Oktober 2007, als nach "hundertmaligem Umplanen" endlich der Spatenstich stattfand, sei ihm "ein Stein vom Herzen gefallen", sagte er am Donnerstag. Da habe er nämlich gewusst: "Jetzt wird's was." Ein Vorgängerprojekt mit bis zu 97 Meter hohen Bürotürmen war 2003 gescheitert; sowohl eine Bürgerinitiative als auch die UNESCO machte dagegen mobil, weil die Türme für unvereinbar mit dem Weltkulturerbe-Status der City gehalten wurden.

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Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ) nannte Wien-Mitte einen "ganz bedeutenden Knotenpunkt", denn hier würden täglich rund 100.000 Menschen umsteigen. Der Umbau bei laufendem Betrieb, diese "absolut nicht banale Aufgabe", sei mit Bravour gemeistert worden, lobte sie. An Spitzentagen seien hier 1.500 Kubikmeter Beton benötigt worden, berichtete Maximilian Höller, Geschäftsführer der Östu-Stettin Hoch- und Tiefbau GmbH - im Schnitt waren das 20 Mischwägen pro Stunde.

Bild, v.l.n.r.: Höller, Hengl, Brauner, Jakoubek, Hohenberger, Daschütz

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Nach dem Rohbau stehen als nächstes nun die Arbeiten an der Fassade sowie der Innenausbau auf dem Programm. Dass die städtische Markthalle, die sich bis zum Umbau in der Bahnhofshalle befand, wieder kommen werde, schloss Vizebürgermeisterin Brauner aus. Bezirksvorsteher Hohenberger sagte, man bemühe sich um einen privaten Markt; ob dieser zustande komme, sei aber noch unsicher. (Martin Putschögl, derStandard.at, 18.11.2011)

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