Welche Ursachen gibt es für Selbstständigkeit, was treibt Jungunternehmer an? Wenn sich Menschen selbstständig machen, dann steht an erster Stelle der Wunsch, sein eigener Chef zu sein. Der Wille, Verantwortung zu übernehmen, ist bei dieser Gruppe relativ hoch. Unternehmertum ist in der Regel positiv konnotiert und wird als Möglichkeit zur Selbstverwirklichung bewertet. So versprechen sich Gründer von Start-ups von ihrer Arbeitssituation vor allem mehr Freiheit sowie flexible Zeit- und Lebensplanung. Nur die wenigsten fühlen sich in die Selbstständigkeit gedrängt. 

Im Vorjahr wurden 37.125 Unternehmen landesweit gegründet - ein Viertel, also der Großteil davon, in Wien. Niederösterreich und Oberösterreich folgen, Vorarlberg ist bundesweit Schlusslicht. Insgesamt stellen Einzelunternehmen mit 80 Prozent die überwiegende Mehrheit dar. Die meisten neu gegründeten Betriebe haben zwar nicht mehr als fünf Mitarbeiter, in Summe aber schaffen sie viele neue Arbeitsplätze. So haben zum Beispiel voriges Jahr in Wien, zusätzlich zu den Jungunternehmern weitere 4.250 Personen in den neuen Unternehmen Arbeit gefunden.

Diese Ergebnisse stammen aus der Gründungsstatistik der Wirtschaftskammer aus dem Jahr 2010. Daraus geht ebenfalls hervor, dass die Sparte Gewerbe und Handwerk mit mehr als der Hälfte aller Neugründungen die wichtigste für Jungunternehmer ist. Danach folgen Handel und Information. Im selben Zeitraum gab es hingegen keinerlei Neugründungen im Bereich Banken und Versicherungen. 

Frauen und Migranten am Vormarsch

Das Alter der Jungunternehmer ist ebenfalls signifikant. Die Gründungsstatistik zeigt, dass ein Drittel aller Start-ups auf Initiativen von 30- bis 40-Jährigen zurückgeht. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: So sind Frauen bei Neugründungen, im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen des Erwerbslebens, sehr stark vertreten. Im Vorjahr etwa wurden über die Hälfte der neuen Unternehmen von Frauen gegründet - 1993 hingegen war es noch nicht einmal ein Drittel. 

Auch die Zahl der Unternehmer mit Migrationshintergrund steigt. So haben etwa in Wien 2.900 Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft Unternehmen gegründet - knapp drei Prozent mehr als im Vorjahr. In Summe geht also ein Drittel aller Neugründungen in der Bundeshauptstadt auf Migranten zurück geht. Die Unternehmer kommen aus insgesamt 92 Ländern, die meisten aus Deutschland und Ländern aus Osteuropa. Bauhilfsgewerbe, Gebäudereinigung und Unternehmensberatung sind bei dieser Gruppe am attraktivsten. 

Start-ups schaffen neue Arbeitsplätze

Die wenigsten Gründer sind schon zu Beginn ihres Erwerbslebens selbstständig. Die meisten waren in der Regel vorher unselbstständig erwerbstätig, bevor sie ein Unternehmen gründen. Etwa 62 Prozent kommen aus Angestelltenverhältnissen, rund jeder zehnte war Beamter oder Verwaltungsbediensteter. Laut Wirtschaftskammer sind die drei ersten Jahre die wichtigsten für Jungunternehmer. So stellen im dritten Jahr zusammenfallende Voraus- und Nachzahlungen bei Sozialversicherungsbeiträgen oftmals ein Problem dar.

In den ersten drei Jahren geben zwei von zehn Start-ups auf. Nach fünf Jahren bleiben lediglich sieben über, sieben Jahre nach Gründung bleiben sechs von zehn über. Danach aber gibt es nur noch wenige, die aus betriebswirtschaftlichen Gründen den Betrieb zusperren. (Nina Brnada, derStandard.at, 21.11.2011)