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Frank Stronach, Revoluzzer.

Foto: REUTERS/ Mike Cassese

Graz - Der Gründer des Magna-Konzerns, Frank Stronach, hofft auf einen "Beginn des europäischen Frühlings in der Steiermark". Der Austrokanadier hielt am Mittwochabend einen Vortrag mit Diskussion an der Grazer Uni zum Thema "Wohlstand schaffen und gerecht verteilen: Reformvorschläge für Österreich". "Ihr müsst es machen, ihr habt so viele Mittel der Kommunikation untereinander", wandte sich Stronach an die Studenten. Er selbst habe keine Ambitionen, würde aber gute Ideen und eine "zivilisierte Partei" unterstützen: "Wir brauchen aber eine Revolution des Denkens." Den Euro bezeichnete Stronach als "Missgeburt".

Vier-Punkte-Programm

Der Austrokanadier plädierte für vier Punkte im Rahmen einer Staatsreform: Balanciertes Budget und Schulden zurückzahlen, ein klares Steuersystem, "kultiviert" die Verwaltung abbauen sowie das Recht des Arbeiters auf einen Teil des Profits. Eine Firma, die keinen Profit mache, sei eine Last für die Gesellschaft, so Stronach: Eine Verteilung von Wohlstand könne nur in Harmonie von klugen Managern, Kapital und fleißigen Arbeitern funktionieren: "Das ist ein Naturprinzip". Stronach ortete eine "gewaltige Kluft" zwischen denen, die die Wirtschaft besitzen und den Arbeitern: "Diese Kluft müssen wir eliminieren." Das moralisches Recht auf einen Teil des Profits gehöre in der Verfassung verankert.

Politiker sind nette Burschen, aber ...

Das Land werde gemanagt durch politische Überlegungen, "es muss aber gemangt werden durch sozialökonomisches Denken". Politiker seien "nette Burschen, es ist schön mit ihnen ein Glas Wein zu haben, aber ich weiß nicht, ob sie einen Greißler-Laden führen können", meinte Stronach. Neue Wege könne man von den jetzigen Parteien und Regierungen nicht erhoffen. Führer einer Partei wolle er nicht sein: "Das ist eine Vollbeschäftigung, ich habe genug gearbeitet", so der 78-Jährige. "Aber wenn Ihr eine Idee habt für eine Partei, wenn das zivilisiert ist, würde ich da sehr viel Geld rein geben".

Missgeburt

Vom Euro hält der Austrokanadier nicht viel: "Die Währungsunion ist ein großer Fehler. Der Euro ist eine Missgeburt. Er wird sich in ein bis zwei Jahren von selbst eliminieren. Auf die Frage, ob Österreich denn aus der EU austreten solle, sagte Stronach dezidiert "nein". Zur Krise Griechenlands meinte er, die Banken hätten die Hellenen "hineingetrieben. Es war nicht verantwortungsvoll, dass man ein Volk so ködert."

Stronach hielt am Mittwoch im Grazer Meerscheinschlößl einen von jährlich vier vereinbarten Vorträgen mit Diskussion im Rahmen des Projekts "Frank Stronach Forschungsgruppe" an der Karl-Franzens-Uni. Eine Gruppe aus Studierenden und Forschern der Rechtswissenschaften unter der Leitung von Ass.-Prof. Klaus Poier soll gesellschaftsrelevante Themen analysieren und Umsetzungsmodelle erarbeiten. Die Kooperation mit dem Stronach-Institut für sozialökonomische Gerechtigkeit wird mit 100.000 Euro jährlich unterstützt und ist auf zwei Jahre ausgelegt. (APA)