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Als wäre Kafka allein nicht schon lustig genug, setzen Gehlen und Schulz eins drauf.

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Kafka schon wieder. Von diesem Prager Dichter mit den charakteristischen Segelohren heißt es, er und seine Freunde hätten sich aus Anlass einer seiner seltenen Lesungen vor Lachen gebogen. Vor Lachen! Es gibt ja auch wirklich wenig Komischeres als einen Kerl, den man aus dem Bett heraus verhaftet und wegen irgendwelcher Anklagen mit dem Messer absticht "wie einen Hund" (Der Prozess). Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Ganz bestimmt gekringelt hätte sich Kafka, wenn ihm ein Exemplar jener Ausgabe von Das Schloss unter die Augen gekommen wäre, die ein Verlagshaus namens Gehlen und Schulz in einer Auflage von zwei Millionen Stück gedruckt hat. In den Genuss der Gratisausgabe kommen Schüler im gesamten Sprachraum.

Als wäre Kafka allein nicht schon lustig genug, setzen Gehlen und Schulz eins drauf: Dieses von der EU mit einem sechsstelligen Betrag unterstützte Buchrequisit des Frohsinns zaubert mit erfindungsreicher Orthografie verlässlich Lachfalten auf müde Schülergesichter. Das quellwasserklare Deutsch Kafkas erhält einen Stich ins Unartikulierte: "Schne", "Mensh", "Niemant". Was hätte Kafka, die alte Rampensau, damit nicht anzufangen gewusst! (Ronald Pohl, DER STANDARD/Printausgabe 17. November 2011)