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Diabetes bei Migranten wird viel später entdeckt

Foto: REUTERS/Brian Snyder

Wien -Eine Stoffwechselkrankheit fordert immer mehr Opfer: Anlässlich des Welt-Diabetes-Tages am heutigen Montag haben Experten erneut vor einem starken Anstieg der Zahl der Betroffenen gewarnt. Aktuell gibt es weltweit mehr als 250 Millionen Zuckerkranke. Die Internationale Diabetes Föderation (IDF) prophezeit bereits 380 Millionen Menschen mit der Zuckerkrankheit für das Jahr 2025. Die Zunahme ist vor allem durch mehr Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität bedingt, was speziell zur Entwicklung von Typ-2-Diabetes anfällig macht. An Diabetes sterben weltweit pro Jahr rund vier Millionen Menschen.

In Österreich leiden laut Daten von Statistik Austria rund 400.000 Menschen an Diabetes mellitus. 68 Prozent der Diabetiker und 74 Prozent der Diabetiker sind dabei 65 Jahre oder älter. Menschen, die nach Österreich eingewandert sind, bekommen im Schnitt um fünf Jahre früher Diabetes als in ihren Heimatländern. Das ist das Ergebnis einer Diabetes-Studie mit über 100 Migranten an der Medizinischen Universität Wien unter der Leitung von Bernhard Ludvik und Karin Schindler von der Universitätsklinik für Innere Medizin III: "Folglich übernehmen sie unsere schlechten Essgewohnheiten, bewegen sich weniger als sie es zu Hause getan haben und sind häufiger übergewichtig. In Österreich gibt es einen negativen Effekt auf die Gesundheit."

Oft zufällige Diagnose

Dazu kommt, so Ludvik, dass die Migranten mit Diabetes in Österreich - trotz intensiverer Betreuung - nicht besser medikamentös eingestellt sind als in ihrer Heimat. Das liegt auch an den Problemen beim Zugang zum österreichischen Gesundheitssystem, so der Mediziner. "Diabetes bei Migranten wird viel später entdeckt und teilweise nur zufällig diagnostiziert, wenn die betroffene Person wegen einer anderen Erkrankung zum Arzt geht", sagt Ludvik. Begründet liegt das in sprachlichen, kulturellen und sozialen Barrieren.

In Österreich wird Diabetes bei Patienten mit Migrationshintergrund häufig erst dann erkannt, wenn die Erkrankung bereits voll entwickelt ist. Bei "einheimischen" Zuckerkranken werden laut Angaben der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) nur 40 Prozent zu einem vergleichbar späten Zeitpunkt diagnostiziert.

"Wir müssen danach trachten, den Migranten den Zugang zum Gesundheitssystem zu erleichtern und uns mehr um sie kümmern. Dazu gehören auch Diabetesbetreuer, die deren Muttersprache sprechen. Immerhin haben wir in unserem Land zwischen 800.000 und einer Million Menschen mit Migrationshintergrund", fordert Ludvik, der auch Präsident der Diabetes Initiative Österreich (DIÖ) ist, anlässlich des Welt-Diabetestags am (heutigen) 14. November. Zu dem Thema wird Ludvik auch am kommenden Mittwoch (16.11.) beim Symposium "Migration - Epidemiologische und medizinische Aspekte" referieren. (red/APA)