Verbote bringen nichts, sagen jene, die das "schwedische Modell" in Sachen Prostitution ablehnen. Auch in Schweden gebe es Prostituierte, die Dunkelziffer sei hoch, und viele schwedische Männer besteigen eben ein Schiff, um Sex von geschleppten, unter elenden Bedingungen arbeitenden Frauen zu kaufen. Stimmt alles.

Trotzdem: Schweden hat eine Grundsatz-Entscheidung getroffen - und das ist in Zeiten weitverbreiteter politischer Mutlosigkeit erwähnenswert. Prostitution gilt als unvereinbar mit dem Grundsatz der Gleichstellung. Seit 1999 gibt es das Gesetz, das den Kauf sexueller Dienstleistungen unter Strafe stellt - und seither hat sich einiges geändert. Schwedische Männer geben nicht gerne zu, dass sie bei einer Prostituierten waren. Die "Freier" heißen "Tunfische" - was so viel wie "Loser" bedeutet.

Die wichtigste Veränderung freilich ist, dass, laut schwedischer Polizei, der Frauenhandel stark zurückgegangen ist. Global operierenden Menschenhändlern ist das nordische Land mit den strengen Gesetzen viel zu kompliziert. Also weicht man lieber auf liberalere Länder aus - Finnland etwa, Deutschland oder auch Österreich.

Insofern ist es erstaunlich, dass es offenbar keine Debatte wert ist, wie Österreich künftig mit Prostitution umzugehen gedenkt. Viele meinen, man könne die Ausbeutung von Frauen und Kindern nur auf europäischer Ebene wirksam bekämpfen. Schon klar - und eine bequeme Ausrede. (DER STANDARD-Printausgabe, 14.11.2011)