Bild nicht mehr verfügbar.

Wolfgang Overath stand sieben Jahre lang an der Spitze des FC, das schlaucht.

Foto: dapd

Köln - Wolfgang Overath ist am Sonntag auf der Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln überraschend von seinem Amt als Präsident zurückgetreten. Mit Ende der Sitzung geben auch die Vize-Präsidenten Jürgen Glowacz und Friedrich Neukirch ihre Posten auf. Overath und seine Präsidiumskollegen waren bis 2013 gewählt. Noch in der vergangenen Woche hatte Overath, Weltmeister von 1974 und seit sieben Jahren im Amt, erklärt, dass er bis 2013 weitermachen wolle.

Doch Overath ist offensichtlich amtsmüde: "Wir waren auch intern in letzter Zeit nicht immer ein Team. Dann überlegt man, warum man so etwas freiwillig und ehrenamtlich macht. Und man überlegt, ob man so etwas fortsetzen will. Wir wollen uns nicht mehr über Spielberichte ärgern. Nicht mehr die Wochenenden versauen." Die Mitglieder reagierten mit Pfiffen und Buh-Rufen auf die Aussagen des FC-Idols. Zwei Tage nach dem Beginn der Karnevalssession herrscht bereits Aschermittwoch. Wer beim dreimaligen deutschen Meister nun das Ruder übernimmt, ist völlig offen. Noch am Sonntag wurde ein neuer Verwaltungsrat gewählt, der eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen wird. Bis dahin ist der Traditionsklub ohne Vorstand.

Trainer Ståle Solbakken wollte sich auf der Versammlung in der riesigen Kölner Lanxess-Arena nicht nicht zu den Vorgängen äußern, "Ich finde es jetzt komisch über Sport zu sprechen, wenn so etwas passiert. Ich habe am Anfang Fehler gemacht. Nun verstehe ich die Spieler besser und die Spieler verstehen mich besser", sagte der Norweger.

Noch in der vergangenen Woche hatte der 68-jährige Overath erklärt, dass er bis zum turnusmäßigen Ende seiner Amtszeit weitermachen wolle. Seit Juni 2004 stand der 81-malige Nationalspieler Overath an der Spitze des FC, noch bis 2013 war er gewählt. Nun kapitulierte Overath angesichts der jahrelangen Grabenkämpfe im Verein und mit den Fans.

Seit seinem Amtsantritt zog der 68-jährige Overath immer wieder den Unmut der Anhänger auf sich. Zwar fädelte er 2009 die Rückholaktion des "verlorenen Sohnes" Lukas Podolski ein, doch vor allem die Diskussion um den Rücktritt des überaus beliebten Trainers Frank Schaefer im April 2011 ließ sein Ansehen sinken. "Mobbing, nein Danke. Vorstand raus!", forderten Fans auf Spruchbändern. Sechs Trainer verbrauchte Köln in der Ära-Overath, zudem wurde vor einem Jahr der umstrittene Manager Michael Meier entlassen.

Podolski hatte Overath noch im Sommer den Rücken gestärkt: "Er lebt und leidet für den Klub Tag und Nacht. Er tut alles für den FC. Er besorgt Sponsoren, er redet mit den Spielern. Es gibt keine Alternative zu ihm." Und dennoch leistete wohl auch Podolski seinen unfreiwilligen Beitrag zum Rücktritt der Führungscrew, als er in der vergangenen Woche mit öffentlich geäußerten Abwanderungs-Gedanken von sich reden machte. Dabei war die Stimmung beim ewigen Krisenklub gerade im Steigen begriffen gewesen, nachdem Solbakken die sportliche Talfahrt nach einem veritablen Fehlstart in die Saison abbremsen konnte. (sid/red)