Wien - So richtig körperlich war die abendländische Philosophie eigentlich nie. Die typischen Stoiker und Asketen der Denktradition kann man sich schwer als lustvolle Tänzer vorstellen. Ganz anders beim Festival "Philosophy on Stage #3", das dem Denken mit, über und durch den Körper von 24. bis 28. November im Bulgarischen Kulturinstitut im Haus Wittgenstein in Wien eine Bühne bietet.

Man sei, frei nach Nietzsche, "unterwegs zu einer Fröhlichen Wissenschaft, in der sich die Liebe zum Denken auf sublime Art und Weise lustvoll äußern darf", heißt es in den Unterlagen zur Pressekonferenz am Freitag. 64 "Performer" nehmen an dem zum dritten Mal stattfindenden ungewöhnlichen Festival oder vielleicht noch ungewöhnlicheren Symposium teil - und gestalten Vorlesungen, Interventionen, Raumkonzepte und natürlich, Performances.

"Sind sie schon einmal einem objektiven, kontextfreien, apathischen, selbstlosen, unberührbaren Körper begegnet?", fragt man sich paradigmatisch - und lässt die eigenen Körper für sich sprechen. Inmitten eines von Hans Hoffer eingerichteten "Interieur philosophique" geht es um Tantra-Yoga und um die menschliche Stimme, um philosophische Krankheiten und um die Bühnenpräsenz Martin Heideggers.

Unter den Teilnehmern des von Uni Wien, Max-Reinhardt-Seminar und Tanzquartier im Rahmen eines FWF-Forschungsprojekts veranstalteten Events trifft Tanz, Philosophie und mehr aufeinander: Vorträge etwa von Konrad Paul Liessmann über den Körper des Philosophen wechseln sich mit Tanzstücken etwa von Anna Mendelssohn oder Milli Bitterli ab, in der Sonntags-Matinee sprechen die Mitorganisatoren Arno Böhler vom Philosophie-Institut der Uni Wien und Krassimira Kruschkova vom Tanzquartier mit Rene Pollesch. Seinen Ausklang nimmt das Festival schließlich im "Club der toten Philosophen" - wenn Spinoza, Kant oder Wittgenstein zumindest geistig das Tanzbein schwingen.   (APA)