Wien - Alfred Komarek ist am Freitag im Wiener Rathaus mit dem 10.000 Euro dotierten Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet worden. Der heimische Autor, Essayist und Erfinder des Gendarmen Simon Polt beklagte in seiner Dankesrede, "wie schändlich mit dem Lebensmittel Toleranz umgegangen wird" und warnte zugleich vor "Verhetzern" und "Hinweglächlern".

"Tolerant zu sein ist für Polt wie für mich eine Möglichkeit, einigermaßen mit der Welt und den Menschen zurechtzukommen", gestand der am 5. Oktober 1945 in Bad Aussee geborene Schriftsteller. Diese Eigenschaft sei ihm von seinem Vater gewissermaßen beigebracht worden. Dieser sei auch während der Nazi-Diktatur als Lehrer tätig und nach Kriegsende "Kindern der alten Machthaber nicht minder zugewandt als anderen" gewesen, erinnerte sich der Preisträger.

Sein Laudator, Ex-ÖVP-Vizekanzler Busek, beschrieb den "lieben Fredl" als literarischen "Pointillisten", der nicht großflächig den gesellschaftlichen Herausforderungen nachspüre, sondern das Kleine sichtbar mache und dadurch - "wenn man es richtig liest" - veranschauliche, was die Menschen bewege. Gerade die Figur Polt sei ein Kontrastprogramm zu Fernsehware a la "CSI", da hier die Auseinandersetzung mit Menschlichkeit im Vordergrund stehe.

"Du bist in der Lage, die Stille, das Innehalten zu beschreiben", spielte Busek auf die im Vorjahr erschienene "Anstiftung zum Innehalten" an. Die Komarek'sche Lektüre ermögliche es, "die Zeit etwas zu verlangsamen". Gerade danach gebe es derzeit eine große Sehnsucht.

Gerald Schantin, Präsident des Hauptverbands des österreichischen Buchhandels, ortete besonders in den Krimis des Autors ein "Plädoyer für Toleranz, ohne dabei das Verbrechen zu beschönigen oder gar gutzuheißen, aber mit dem Hinweis darauf, dass ein eindimensionaler, bloß am Buchstaben des Gesetzes ausgerichteter Blick auf das Verbrechen nicht ausreichend ist".  (APA)