Wien - Österreich beginnt die Eurokrise zu spüren. Die Risikoaufschläge für österreichische Staatsanleihen sind Tag für Tag angestiegen, am Freitag verschärfte sich dieser Trend spürbar.

Betroffen ist der Sekundärmarkt, in dem die Schuldverschreibungen der Republik gehandelt werden. Einige Investoren haben offenbar österreichische Papiere verkauft, was die Anleihenkurse nach unten getrieben hat, im Gegenzug stieg natürlich die Rendite. Letztere lag am Donnerstag für zehnjährige Anleihen noch bei 3,27 Prozent - am Freitag stiegen sie zeitweise auf 3,43 Prozent. Seit 4. November sind die Renditen um 42 Basispunkte gestiegen. Deutschland zahlt hingegen nur 1, 79 Prozent.

Der Anstieg hat zunächst keine Konsequenzen für die Verschuldung Österreichs, er betrifft ja gehandelte Papiere. Allerdings: Bei der Ausgabe von neuen Anleihen richtet sich die Zinshöhe stark nach den Sekundärmärkten. Analysten bezeichnen den Renditenanstieg als außergewöhnlich, noch seien die Zinsen, zu denen sich Österreich refinanziert, moderat. Zum Vergleich: Im Juli 2008 betrugen die Renditen 4,8 Prozent. "Wäre da nicht dieses unsichere Umfeld, niemand würde den Anstieg sonderlich beachten", meint Matthias Reith von der RB-International. Die größte Frage am Markt sei, ob Österreich sein Triple-A-Rating halten könne.

Das sieht AK-Direktor Werner Muhm gefährdet, allerdings nicht durch das Budgetdefizit, sondern durch "Angstpropaganda", wie sie IHS-Chef Bernhard Felderer verbreite. Wenn er das Triple-A gefährdet sehe, solle der Chef des Staatsschuldenausschusses mit der Regierung diskutieren, anstatt Panik zu verbreiten, sagte Muhm.

Nichts weiter geht bei den Verhandlungen der EU mit China über die Beteiligung am Euro-Rettungsschirm EFSF. Das Land mit 2300 Milliarden Euro an Devisenreserven verlangt mehr Einfluss beim Währungsfonds, den Status als Marktwirtschaft oder die Aufhebung des EU-Waffenembargos.

Sparen ist auch für Deutschland leichter gesagt als getan: Die Neuverschuldung wird 2012 um 26,1 Mrd. Euro steigen. Heuer wird sie dank Wirtschaftsbooms auf rund 22 Mrd. Euro taxiert - das ist weniger als die Hälfte der veranschlagten 48,4 Mrd. (szi, dpa, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 12./13.11.2011)