Gründerin und Mutter Christiana Mayer übergibt zum 20er-Jubiläum ganz an Sohn Martin.

Foto: Iventa

Vor 20 Jahren hat Christiana Mayer ihr Beratungsunternehmen (zunächst mit Schwerpunkt Frauen) gegründet. Heuer, mit 66, ist sie mit ihrem Ehemann sechs Wochen den Jakobsweg gegangen, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, um auch für sich persönlich ein Ritual zum Loslassen aus dem Unternehmen zu tun. Jetzt führt ihr Sohn Martin Mayer (39) die Geschäfte der Gruppe (fünf Bereiche: Executive-Search, Search & Selection, Assessment & Development, Media-Services und Employer-Branding) mit 80 Mitarbeitern und 25 Mio. Euro Umsatz - die aufschlussreicheren Kennzahlen bleiben, nach Art klassischer Familienunternehmen, unveröffentlicht.

Der Übergabeprozess war eineinhalb Jahre (mit Coach) vorbereitet, ein Stichtag festgelegt. "Eigentlich wollte ich mich so teilweise zurückziehen, ein bissl aussteigen, aber das funktioniert nicht", sagt die Mutter. Nun sei ein definitiver Schritt gesetzt, und sie arbeite daran, sich gar nicht mehr einzumischen. Dass sie ihre Vorhaben konsequent und diszipliniert durchsetzt, ist bekannt, Mutter und Sohn lächeln vertraut und wohlgelaunt beim Sprechen über Umsetzung von Veränderungen.

Ganz klar für die Mutter zweier Kinder, die nunmehr schon vierfache Großmutter ist: "Ich habe nicht gegründet, um eine Firma an meine Kinder weiterzugeben." Martin ist vor elf Jahren aber eingestiegen, nachdem der WU-Absolvent zunächst bei McKinsey, dann bei den Volksbanken (Ära Mädl und Thalhammer) im Vorstandsstab gearbeitet hatte.

Lernkurven in der Firma

Er erweiterte das Unternehmen, expandierte und internationalisierte. Mit kaum IT-Exposure hatte Iventa 2001, nach dem Platzen der Dot.com-Blase auch keine Schäden genommen. In großer Offenheit bekennt Sohn Martin: Es sei ihm zunächst nicht ganz bewusst gewesen, was es bedeute, aus einem rein österreichischen ein international agierendes Unternehmen zu machen - und lächelt, als wolle er eine recht steile Lernkurve beschreiben.

Er sei aber nun einmal überzeugter Zentropäer, sagt Martin Mayer, und ein geschichtsorientierter Mensch, da komme man um diese Großregion nicht herum. Spaß mache ihm an diesem Beruf der vielfache Einblick in Unternehmen, man sehe viele Erfolgs- und Misserfolgsgeschichten, lerne so Menschen kennen und einschätzen. Richtige Menschen an richtige Stellen in Unternehmen zu bringen sei eine sehr spannende und schöne Sache, sagt er.

Zwischen den beiden scheint sehr große Offenheit bei gleichzeitig sehr respektvoller Abgrenzung zu herrschen, ihr Umgang mit Menschen ist ähnlich: vertrauensvoll und einladend. Heute sehr selten: Informationen auszutauschen, ohne damit direkte Ziele zu verfolgen oder sich zu inszenieren.

Hohe Ansprüche an sich selbst dürften es auch sein, was beide verfolgen, etwas strenger folglich auch die Anmerkung der Mutter: "Für Veränderungen muss man schon selbst etwas tun, das machen nicht andere für einen." (Karin Bauer/DER STANDARD; Printausgabe, 12./13.11.2011)