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Weltanschaulich neutral - so wünschen sich die Kirchenkritiker den Unterricht.

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Wien - "Schulen mit katholischem Religionsunterricht dienen nur dazu, die Kinder zum Christentum zu bekehren." Heinz Oberhummer, Physiker, Wissenschaftskabarettist und Mitinitiator des "Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien" hat wenig Freude mit der Tatsache, dass Kirche und Staat immer noch durchaus eng verflochten sind. Oberhummer ist mit dem deutschen Sozialforscher Carsten Frerk angetreten, um sich die "historisch erklärbaren, aber einem modernen Staat nicht mehr angemessenen" Strukturen vorzuknöpfen. Keineswegs wollen die beiden sich als Kirchenhasser verstanden wissen. Religion sei aber Privatsache, und da sei es ungerecht und unchristlich, dass die Kirchen sich für die eigenen Ziele aushalten lassen. Und das nicht zu knapp, monieren sie.

Herausgepickt haben die Herren sich die konfessionellen, nicht nur katholischen Bildungseinrichtungen. Der größte Teil der staatlichen Zuwendungen fließe hier indirekt, so die beiden Professoren bei einer Pressekonferenz: Wie in Deutschland finanziere auch Österreich die Religionslehrer und die Unterrichtsmaterialien für den konfessionellen Religionsunterricht: Der monetäre Aufwand dafür dürfte bei 336 Millionen Euro jährlich liegen. Daneben finanziere die Republik die Lehrergehälter für konfessionelle Privatschulen mit Öffentlichkeitsrecht mit 224 Millionen Euro jährlich.

Eine Milliarde jährlich

Aber nicht nur der Religionsunterricht würde auf Kosten der Steuerzahler gehen. Auch die konfessionellen Kindergärten und Horte würden mit rund 300 Millionen Euro im Jahr unterstützt, ebenso die theologischen Fakultäten, die pädagogischen konfessionellen Hochschulen und die Pensionen des ausgeschiedenen Lehrpersonals aller zusammen. Oberhummer und Frerk kommen jedenfalls auf eine stattliche Summe von rund einer Milliarde Euro, die jährlich in die entsprechenden Bildungseinrichtungen in Österreich fließen würden.

Genaue Zahlen liegen nicht vor, die Beträge sind Kostenschätzungen und Hochrechnungen. Für Deutschland hat Carsten Frerk im Vorjahr eine genaue Aufstellung in einem "Violettbuch Kirchenfinanzen" versucht. Eine vergleichbare Publikation ist für Österreich im kommenden Jahr geplant.

Das erklärte Ziel der "Initiative gegen Kirchenprivilegien" ist: Klare Trennung von Kirche und Staat und Finanzierungsstopp der Kirchen. Auf die notwendige Anzahl von 8.032 Unterstützungserklärungen für die Einleitung des Volksbegehrens fehlen laut Oberhummer noch "weniger als 800" Unterschriften. In den Gemeindeämtern - mit Ausnahme der Wiener Bezirksämter - liegen die Formulare nicht mehr auf. Die Initiative setzt aber darauf, dass sich die Sympathisanten diese per Internet holen und unterfertigt einsenden. (rb, derStandard.at, 11.11.2011)