Seit Wochen muss es selbst Silvio Berlusconi klar gewesen sein, dass seine Amtszeit nicht regulär im Frühjahr 2013 enden würde. Wäre es nicht der Rechenschaftsbericht gewesen - eigentlich nur ein kleiner parlamentarischer Formalismus -, dann hätten ihn seine immer zahlreicheren Gegner bald über eine andere Abstimmung stolpern lassen. Daher wurden auch schon seit längerem Szenarien entwickelt, wie ein politisches Italien ohne Berlusconi aussehen könnte - und Mario Monti war da fast immer als Übergangspremier im Gespräch.

Als nun Berlusconi auch nach dem Verlust seiner parlamentarischen Mehrheit weiter pokerte und stur auf vorgezogene Neuwahlen als einzige Lösung setzte, riss bei Staatspräsident Giorgio Napolitano der Geduldsfaden.

Manchmal lassen sich Gegner am besten mit den eigenen Waffen schlagen. Diesem Prinzip folgend, ernannte Napolitano Monti zum Senator auf Lebenszeit - was sich als kluger Schachzug erwies: Berlusconi konnte nicht mehr sein Lieblingsargument vorbringen, er lehne Monti ab, weil dieser ein "externer Technokrat" sei - und außerdem hatte Berlusconi den Wirtschaftsprofessor 1995 selbst als EU-Kommissar für den Binnenmarkt nach Brüssel geschickt.

Montis Wirtschaftskompetenz steht außer Zweifel. Weniger ist über seine politischen Fähigkeiten bekannt. Immerhin wird er ein Regierungsteam anführen müssen, das aus Todfeinden der Linken und der Rechten besteht. (DER STANDARD Printausgabe, 11.11.2011)