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Fritz Grillitsch mit Magda Bleckmann

Foto: APA/BENEDIKT LÖBELL

Wien - Fritz Grillitsch (52) setzt die Serie der spektakulären Abgänge in der ÖVP fort. Nach einem Parteiobmann und einem ÖAAB-Chef muss sich die Volkspartei im Jahr 2011 nun auch einen neuen Ober-Bauern suchen. Der Rückzug des Steirers nach zehn Jahren an der Spitze des Bauerbunds kommt überraschend, gilt Grillitsch doch als ehrgeizig und wird daher wohl nicht ganz freiwillig gehen. Gestolpert sein dürfte er letztlich über die Einladung an den umstrittenen deutschen Buchautor und Ex-Bundesbanker Thilo Sarrazin, dessen Vortrag in Graz auch die FPÖ-Spitze um Parteichef Heinz-Christian Strache hellauf begeistert in die Steiermark gelotst hatte.

Onkel Vizekanzler

Wirtssohn Grillitsch entstammt einer prominenten schwarzen Familie der grünen Mark. Sein Onkel ist Josef Riegler, einst VP-Vizekanzler in einem der Vranitzky-Kabinette, sein Vater diente der Volkspartei als Landtagsabgeordneter in der Steiermark.

Junior Grillitsch sollte in diese Fußstapfen treten. Erste Karrierestation war Fohnsdorf, wo der gebürtige Judenburger (13. Juli 1959) mit 20 die Junge ÖVP übernahm. Da war er schon bei Raiffeisen tätig, nämlich als Revisionsassistent. Als Landwirt aktiv ist Grillitsch auch schon seit 1981.

Wie bei vielen ÖVP-Politikern war auch für den ambitionierten Steirer der Bauernbund die Basis für höheres Streben. Ab Mitte der 90er im Vorstand der steirischen Teilorganisation verankert brachte er es zunächst zum stellvertretenden Landesobmann und schließlich 2001 zum Obmann des österreichischen Bauernbunds.

Dieses Mandat ebnete Grillitsch auch rasch den Weg ins Parlament. Ein Jahr musste er noch im Bundesrat absitzen, ehe er kurz vor Weihnachten 2002 in den Nationalrat einzog und diesen bis heute nicht mehr verließ. Seiner agrarischen Funktion gedankt brachte er es zum stellvertretenden Klubvorsitzenden, einen Posten, den er nun zurücklegt.

Familiäres

Grillitsch fiel im letzten Jahrzehnt als macht- und selbstbewusster Bauern-Lobbyist auf, auch wenn er schon in seinen frühen Tagen als Bauernbund-Obmann ein wenig in die Bredouille geraten war. Nach seiner Scheidung war er plötzlich auch die (der Familie seiner Frau gehörende) Landwirtschaft los, einige familieneigene Hektar retteten ihm den Posten. Auch eine zweite amouröse Angelegenheit ließ Grillitsch intern immer wieder wackeln, seine Beziehung zur damaligen FPÖ-Generalsekretärin Magda Bleckmann, mit der er inzwischen einen Sohn hat, neben drei Töchtern aus erster Ehe.

In den letzten Jahren versuchte sich Grillitsch immer mehr zu verbreitern, politisch gesprochen. Neben agrarischen Themen widmete er, der gerne den modernen Laptop-Bauern gibt, sich zunehmend Gesellschaftlichem. Während er etwa der Homo-Partnerschaft als einer der wenigen Schwarzen schon früh seinen Segen gab, ging es in der Ausländer-Politik stramm in Richtung FPÖ. Zuletzt blamierte sich Grillitsch dabei, als er im Rausch des Sarrazin-Trubels nicht integrierten Zuwanderern schrittweise die Sozialleistungen streichen wollte und von der eigenen Partei sinngemäß als ahnungslos zurückgepfiffen wurde.

Skepsis aus Niederösterreich

Dieser Trubel dürfte der Anfang vom Ende des Bauernbund-Präsidenten Grillitsch gewesen sein. Doch der vor allem von niederösterreichischen Bauern ohnehin stets mit Skepsis betrachtete Steirer hatte schon Monate davor eine für ihn vielleicht vorentscheidende Niederlage eingefahren. Bei der Regierungsumbildung nach dem Abgang von Vizekanzler Josef Pröll hatte der Bauernbund massiv an Einfluss verloren und hält seither nur noch über Niki Berlakovich die "logische" Funktion des Landwirtschaftsministers.

Grillitsch selbst, der zumindest Zweiter Nationalratspräsident werden wollte, ging dank des Beharrungsvermögens von Beamtenchef Fritz Neugebauer auch hier leer aus. Wohin ihn seine weitere Karriere führt, bleibt abzuwarten, aber wohl eher nicht nach oben. Ohne die Funktion im Bauernbund dürfte es für Grillitsch nämlich auch in der steirischen Landespolitik nicht leicht werden, im Nachfolgespiel für Landesobmann Hermann Schützenhöfer, der bei der nächsten Landtagswahl wohl nicht mehr antritt, eine entscheidende Rolle zu finden. (APA)