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Achtes Spiel, achter Sieg. Auch in San Diego führte Aaron Rodgers (links) die Green Bay Packers zum Erfolg.

Foto: Reuters/Blake

Die Packers (8-0) tun es Woche für Woche. Gewinnen und dabei einen alten Grundsatz ziemlich außer Acht lassen: „Defense wins Championships". Sollte der Spruch Bestand haben, dann können die Packers heuer ihren Titel eher nicht verteidigen. In der Statistik belegen sie mit ihrer D gerade mal Platz Nummer 30. Nur Indianapolis und New England (!) haben noch miserablere Verteidigungsreihen.

Trotzdem reibt sich die Gegnerschaft an Wisconsin Woche für Woche auf. San Diego (4-4) hätte vergangenen Sonntag ein Sieg gelingen können. Wenn sie halt nicht San Diego wären. Die Chargers sind absoluter Marktführer im Segment unerzwungene Fehler. Philip Rivers warf seine Saison-Interceptions Nummer 12 bis 14. Drei Picks hat auch Aaron Rodgers am Konto. Allerdings über die gesamte Saison betrachtet. Den Versuch eines Comebacks der Chargers vereitelte Rodgers schon vorzeitig mit seinen Touchdowns Nummer 23 und 24. Das sind so viele wie z.B. Joe Flacco (Baltimore), Matt Cassel (Kansas City) und Tarvaris Jackson (Seattle) gemeinsam geworfen haben. Oder auch um drei mehr als Philip Rivers und Michael Vick (Philadelphia), oder Jay Cutler (Chicago) und Cam Newton (Carolina) gemeinsam gemacht haben. Die Leute, die in seine Nähe kommen, heißen Drew Brees (21 TDs) und Tom Brady (20). Allerdings haben die auch elf bzw. zehn Interceptions am Konto. Daher steht Rodgers bei Halbzeit bei einem surreal wirkenden QB-Rating von 129.1 da. Der 27-jährige Kalifornier wird, macht er so weiter, NFL-Rekorde im Dutzend brechen. Wer braucht schon eine Defense, wenn er so eine Offense hat? Montagnacht empfangen die Packers am Lambeau die Vikings (2-6). Probleme werden keine erwartet. Den Wikingern will man fest ins Hörnchen blasen.

Statistisches:

Die Packers sind erst das dritte Team in der NFL-Geschichte, die eine Saison nach einer Super Bowl mit 8-0 beginnen. Davor gelang das den San Francisco 49ers (1990) und Denver Broncos (1998). Dazu haben sie in jedem bisherigen Spiel mindestens 20 Punkte erzielt. Das gelang „Super Bowl-Defendern" davor nur vier Mal: 1983 den Redskins, 1998 den Broncos, 2000 den Rams und 2007 den Colts.

Oops, they did it again

Jene Colts, die 2007 mit 8-0 starteten, die stehen 2011 bei 0-9. spielen daher auch keine Rolle mehr und nähern sich dem letzten verbliebenen Ziel (1st Pick im Draft 2012) mit Riesenschritten. Gegen Atlanta (5-3) sah die Mannschaft von Jim Caldwell, dessen Stuhl wöchentlich wärmer wird, zum wiederholten Male miserabel aus. Die Offense brachte es gerade mal auf 186 Yards in Summe bei keinem Touchdown. Nur zwei erzielte der einst so gefürchtete Angriff in den letzten drei Spielen. In Indiana werden schon Andrew Luck-Jerseys verkauft. Die Saison ist abgehakt und Peyton Mannings Nacken kann in Ruhe ausheilen.

Während der „große" Manning pausiert, klopft der kleine Bruder bei den Top 5 an. Ein Rating von 98.8 bei 15 Touchdowns und sechs Interceptions verleiht Eli Manning sogar so etwas wie Fantasy Value. Und weil man von den Zahlen alleine nicht leben kann, fügten er und seine New York Giants (6-2) den New England Patriots (5-3) ihre dritte Saisonniederlage zu. Wir erinnern uns: Am 3. Februar 2008 gingen die Patriots mit 18-0 in die Super Bowl 42 gegen Mannings' Giants und nach Elis' Houdini-Act plus Tyrees' Helmet-Catch mit einem 18-1 aus selbiger raus. Trotzdem werden die Giants und vor allem der „kleine" Manning weiterhin ein wenig unterschätzt. Und daran werden die New Yorker auch nichts ändern wollen.

Haynesworth gefeuert

Es war, nach Pittsburgh in der Vorwoche, die zweite Niederlage in Folge für die verwöhnten Neuengländer, bei denen es seither drunter und drüber geht. Defensive Tackle Albert Haynesworth, einst der teuerste D-Man aller Zeiten, flog hochkant aus der Mannschaft und kann sich ein neues Team suchen. Ein Wink mit dem Zaunpfahl für eine marode Verteidigung, die gegen den Lauf relativ gut, gegen den Pass überhaupt nicht funktioniert. Man meint gar, hier spielt ein High School Team gegen ein College, wenn man den Fliegenfänger der Patriots, egal ob Corners oder Safeties, bei der Arbeit zusieht. Da stehen sie manchmal zu dritt um einen Receiver herum und wissen offensichtlich nicht wer, wie, was und wann? Allerdings wurde auch der Pass-Rush in Boston heuer völlig abgeschafft. Es gibt keine Stärken mehr auf der dunklen Seite des Balls. Und das wird nun zu einem veritablen Problem für die Patriots, denn Brady ist - so weit ist es gekommen - dann doch kein Rodgers, der bislang jede Ungeschicklichkeit seiner Defense kompensieren konnte.

New England in der AFC East, wie Buffalo und die Jets nun bei 5-3. Bei 1-7 stehen auf Platz 4 die Dolphins. Die haben ihr erste Saisonspiel gewonnen. Und wie auch noch. 31:3 überrumpelten sie die Kansas City Chiefs (3-3), die in der Vorwoche noch San Diego schlugen. In der AFC West damit alles auf 4-4 bis auf Denver, die sich allerdings mit einem Sieg über Oakland auf 3-5 heran pirschten. Carson Palmer bei seinem zweiten Auftritt und ersten Start für die Raiders mit 19/35 für 332 Yards und drei Touchdowns. Hört sich zunächst gut an. Er war trotzdem nur der tragische Held des Spiels, denn die späten zwei seiner insgesamt drei Picks, die entschieden das Spiel mit zu Gunsten der retebowisierten Broncos. Tim Tebow zwar mit nur zehn (von 21 - Do'h!) vollständigen Pässen, dafür aber mit 242 Offensive Yards und zwei Touchdowns. Der 30-jährige Willis McGahee lief die Raiders mit 163 Yards und ebenfalls zwei Touchdowns in Grund und Boden. Was soll man davon halten? Wer ist jetzt dieser Tim Tebow? Wann wird McGahee ESPN Analyst? Warum ist McFadden dauernd verletzt? Sagen Sie es mir!

Cool Brees

New Orleans Quarterback Drew Brees passte für 258 Yards und zwei Touchdowns beim 27:16-Sieg der Saints (6-3) über Tampa Bay (4-4). Brees führt die Passing-Yards-Statistik mit 3004 an und ist damit der erste Spieler in der NFL-Geschichte, der diese 3000er-Marke nach nur neun Spielen durchbrechen konnte. Der bisherige Rekord stand bei 2985 Yards. Gehalten von - richtig - Drew Brees. An dritter Stelle liegt hier Brees' Nachfolger bei den San Diego Chargers Philip Rivers. Der warf 2008 für 2944 Yards in den ersten neun Partien.

Die San Francisco 49ers (7-1) schlugen Washington (3-5) mit 19:11 und sind damit das einzige NFL-Team mit derzeit nur einer Niederlage und damit gleichzeitig Alleinunterhalter in der NFC West. 2010 standen die Kalifornier zu der Zeit noch bei 2-6. Heacoach Jim Harbaugh stellte damit den Rekord von Jim Mora ein, der es 2004 schaffte, die 1-7 Falcons aus dem Jahr 2003 zu einem 6-2 (also +5 Siege) zu führen. Ansonsten ist im Westen der NFC die Hose ganz tot. Die St. Louis Rams (nun doch 1-7) unterlagen den Arizona Cardinals (2-6) in der Overtime, Seattle (2-6) verlor bei den Dallas Cowboys (4-4). Damit ist hinter San Francisco alles offen, das allerdings auf niedrigstem Niveau. Es scheint bei Halbzeit keine Frage mehr zu sein, dass die 49ers (beste Laufdefense der Liga!) die Playoffs erreichen werden. Und das vermutlich sogar locker, denn stehen die Spiele gegen Arizona (2), St. Louis (2) und Seattle noch an. Ich sehe hier mindestens vier weitere Siege auf die Niners zukommen, neben Nagelproben gegen die Giants, Ravens und Steelers, die allesamt noch nicht verloren sind.

Who dey?

Stichwort Ravens (6-2), Stichwörtchen Steelers (6-3): „Gesweept" sind sie, die Herren aus Pittsburgh. Zum ersten Mal seit der Saison 2006 verloren sie beide Spiele gegen Baltimore. Nachdem ich in der Vorwoche noch das „Eh kloa!"-Comeback der Steelers aus meinem Fensterchen lehnte, finden die sich nun nicht nur hinter den Ravens, sondern auch hinter dem Tabellenfüher (sic!) Cincinnati (6-2) in der AFC North wieder. Die lustige Rookie-Party (Andy Dalton auf A.J. Green) fand auch gegen Tennessee (4-4) kein Ende. Irgendwie mag man dem schönen Bild aus des Tigers' Sicht trotzdem kein Vertrauen schenken. Warum nicht? Erstens kamen die bisherigen Siege größtenteils gegen Teams mit einem negativen Sieg-Niederlage-Verhältnis - Cleveland (3-5), Jacksonville (2-6), Indianapolis (0-9) und Seattle (2-6). Zweitens verloren sie ihr Spiel in Denver (3-5). Drittens verloren sie eines der beiden Spiele gegen ein Team mit einem Winnig Record (San Francisco). Viertens stehen in den kommenden vier Wochen zwei Mal Pittsburgh und ein Mal Baltimore am Programm. Die Ravens kommen dann auch zum Saisonabschluss ins Paul Brown Stadium. Und das werden die Spiele sein, die für die Bengals zu gewinnen sind, um entweder an Pittsburgh oder/und an Baltimore tatsächlich vorbei zu ziehen. Und das traue ich Cincinnati ehrlicher Weise einfach nicht zu. Tut mir leid, liebe Bengals-Fans.

Löwen, Bären, Puls 4

Die NFL verschob (Flex Schedule ab Woche 10) das Spiel Chicago Bears (5-3) vs. Detroit Lions (6-2) auf den Abend und Puls 4 holte sich die Partie ins Programm. Die Lions kommen mit frischen Beinen aus der ihrer Bye-Week, die Bears aus einem großartigen Sieg im Monday Night Game gegen Philadelphia (3-5). Es geht in der NFC North darum, wer die zweite Kraft hinter Green Bay ist und damit um einen wahrscheinlichen Platz im Playoff. Ein aufgetankter „Megatron" auf der einen und ein auf Hochtouren laufender, neuerdings aber auch als Fumblebär in Erscheinung tretender Matt Forté auf der anderen Seite - das hört sich nach genug Spaß für zwei Abende an.

Chicago Bears (5-3) vs. Detroit Lions (6-2)

Sonntag, 13. November 23:15 auf Puls 4

Kommentatoren: Walter Reiterer und Michael Eschlböck

NFL-Ergebnisse Woche 9:

Kansas City Chiefs Miami Dolphins 3 : 31
New Orleans Saints Tampa Bay Buccaneers 27 : 16
Indianapolis Colts Atlanta Falcons 7 : 31
Houston Texans Cleveland Browns 30 : 12
Buffalo Bills New York Jets 11 : 27
Washington Redskins San Francisco 49ers 11 : 19
Dallas Cowboys Seattle Seahawks 23 : 13
Tennessee Titans Cincinnati Bengals 17 : 24
Oakland Raiders Denver Broncos 24 : 38
Arizona Cardinals St. Louis Rams 19 : 13
New England Patriots New York Giants 20 : 24
San Diego Chargers Green Bay Packers 38 : 45
Pittsburgh Steelers Baltimore Ravens 20 : 23
Philadelphia Eagles Chicago Bears 24 : 30