Wien - Den Casinos Austria ist das Glück im Ausland derzeit nicht hold. Im ersten Halbjahr 2011 riss die Minderheitsbeteiligung am Casinokomplex im griechischen Loutraki ein riesiges Loch in die Bilanz, der Verlust der Casinos Austria International (CAI) hat sich auf 30,7 Mio. Euro mehr als der verdoppelt. "Das schmerzt enorm", sagte Casinos-General Karl Stoss im Klub der Wirtschaftspublizisten. Nun sei man vom Aufsichtsrat beauftragt, "mit Nachdruck dafür zu sorgen, die Problemkinder zu beseitigen". Ein großflächiger Ausverkauf steht aber deshalb nicht bevor. Vielmehr will Stoss bei den Mitarbeitern sowie im Eventbereich den Rotstift ansetzen.

Am meisten Sorgen bereitet Stoss, der nach dem Abgang der langjährigen CAI-Chefs Paul Herzfeld und Josef Leutgeb vor einigen Monaten persönlich das Ruder bei der Casinos-Auslandstochter übernommen hat, Loutraki. Im Gefolge der Schuldenkrise seien die Besucherzahlen in dem griechischen Spielressort um etwa ein Fünftel und die Einspielergebnisse um 20 bis 25 Prozent zurückgegangen, so Stoss. Eventuell wolle er nun Gespräche führen, "ob jemand unsere Anteile übernimmt". Die CAI halten an Loutraki laut Stoss über Powerbrook rund 6,8 Prozent; mit im Boot ist übrigens auch der österreichische Investor Martin Schlaff. Dass die Griechen wegen der Krise gar nicht mehr zocken, könne man so aber nicht sagen: "In den Zeitungen findet man freie Telefonnummern, wo man anrufen und sagen kann: Der Herr X spielt um sehr viel Geld", erzählte der Casinos-Austria-Chef. Die Folge: Die Griechen wichen nach Mazedonien aus.

Auch das - vergleichsweise kleine - CAI-Casino in Kairo - beim Tahrir-Platz - wirft seit Ausbruch der arabischen Revolution kaum mehr etwas ab. Die Zahl der Besucher sei heuer um 45 Prozent eingebrochen, nicht zuletzt wegen der Nachtausgangssperre.

Investitionen in Umbau

Neue alte Problemkinder sind nach wie vor die Casinos in Brüssel und Hannover. In den Umbau der beiden Standorte hat der Konzern viel investiert, gerechnet hat sich das aber noch nicht. Bereits im Halbjahresbericht haben die Casinos daher "weitere Personal- und Effizienzmaßnahmen angekündigt". In Brüssel, so Stoss heute, sei der Personalstand bereits von 360 auf rund 280 reduziert worden, weitere 30 Jobs könnten wegfallen. Die CAI sei gerade dabei, sich für den Eventbereich in Brüssel einen Partner zu suchen. Es sei nämlich schwierig, den 1.000 Besucher umfassenden Saal, in dem täglich Shows stattfinden könnten, übers ganze Jahr auszulasten. "Wir sind kein Eventmanager."

In Hannover hatte es bereits vor rund drei Jahren eine größere Kündigungswelle gegeben, damals mussten über 100 Mitarbeiter gehen. In Niedersachsen hätten sich die Rahmenbedingungen für die CAI massiv verschlechtert, so gebe es dort jetzt ein Rauchverbot, höhere Steuern und strengere Zutrittskontrollen, sagte Stoss. Am Freitag fliegt er deshalb "wieder einmal" nach Niedersachsen, diesmal wird er beim Finanzminister persönlich vorstellig.

Anlaufverluste in Italien

Alles andere als glücklich ist Stoss auch mit der Entwicklung am italienischen Markt, wo die Casinos Austria seit Kurzem vier Spielstätten mit sogenannten Video Lotterie Terminals (VLTs, zentralvernetzte einarmige Banditen) betreiben. Schon im Halbjahresbericht 2011 wurden die Anlaufverluste in Italien mit 2,5 Mio. Euro beziffert. Laut Stoss hat die CAI in Italien bisher rund 23 Mio. Euro investiert - die Konzession für ein einziges VLT habe 15.000 Euro gekostet. "Nachdem jetzt auch Berlusconi zurücktritt", erwäge auch die CAI den kompletten Rückzug aus Italien, kündigte Stoss an. Wobei er sich, sollte ein Käufer gefunden werden, einen Teil des Investments zurückholen will. In den vier Outlets stehen Stoss' Angaben zufolge rund 160 bis 180 VLTs. Rund 150 Mitarbeiter seien dort beschäftigt.

Überhaupt komplett zudrehen will Stoss die Internetplattform caigames.com, die mit einer maltesischen Lizenz etwa zwei Jahre lang Online-Glücksspiel in Großbritannien angeboten hat. "Wir machen in Großbritannien Verluste. Dort gibt es 65 Anbieter, da wartet niemand auf die Casinos Austria", gestand Stoss heute ein. In Summe hat die CAI im Internet 10 Mio. Euro in den Sand gesetzt, ab 1. Jänner 2012 wird daher "der Stromstecker gezogen".

Künftige Internetaktivitäten will Stoss eher von Österreich aus betreiben. Nach wie vor hofft er aber auch, dass Belgien und die Schweiz ihre Onlinemärkte für terrestrische Casinobetreiber öffnen. Auch für Deutschland, wo das Internetzocken gerade neu geordnet wird - bisher sind dort nicht einmal Sportwetten erlaubt -, möchten sich die Casinos Austria zumindest die Rahmenbedingungen ansehen.

"Große Investments tabu"

A la longue müsse sich der Konzern, wenngleich "große Investments momentan tabu" seien, neue Wachstumsfelder suchen. Und die befinden sich nicht in Europa, so Stoss. Der europäische Glücksspielmarkt werde in den kommenden Jahren nur um 2 bis 3 Prozent jährlich wachsen, der nordamerikanische um 3 bis 3,5 Prozent. Eine massive Zunahme des Zockens werde dagegen für Südostasien (+23,7 Prozent) und Lateinamerika (+15,6 Prozent) vorausgesagt. Die CAI sind auch jetzt schon in Übersee vertreten. "Kanada, Argentinien und Chile gehen sehr gut", berichtete Stoss. Freilich werfen diese Casinos nicht genug ab, um die Verluste in Europa aufzufangen.

Insgesamt betreibt die CAI laut Stoss 60 Casinos im Ausland. Eine große Kündigungswelle stehe trotz der Probleme nicht bevor, versicherte er. Von den rund 11.000 Personen (davon 2.500 in Österreich), die der Konzern weltweit beschäftigt, müssten "höchstens" 200 bis 300 gehen. Der Großteil sei schon abgebaut. (APA)