Im Kampf um die Macht bei Europas größter Elektromarktkette Media-Saturn hat Alteigner Erich Kellerhals eine Klage gegen den Großaktionär Metro zurückgezogen. Dies geschehe aber nicht, weil Kellerhals von seiner Rechtsauffassung abrücke, erklärte ein Sprecher von Kellerhals Beteiligungsgesellschaft Convergenta. Vielmehr reagiere der Media-Saturn Minderheitsaktionär damit auf den angekündigten Rückzug von Metro-Chef Eckhard Cordes. Nach Einschätzung des Handelskonzerns will Kellerhals mit dem Schritt einer drohenden gerichtlichen Schlappe entgehen.

Kellerhals hatte mit einer einstweiligen Verfügung verhindern wollen, dass Cordes in Gesellschafterversammlungen der Media-Saturn-Holding ohne vorherige Abstimmung die Rolle eines Versammlungsleiters einnehmen und externe Stenografen zu Sitzungen des Gremiums mitbringen wollte.

Lange Auseinandersetzungen vermeiden

"Der Antrag hatte zum Ziel, der Wiederholung von satzungs- und rechtswidrigen Handlungen von Herrn Cordes in Gesellschafterversammlungen der Media-Saturn-Holding GmbH einen Riegel vorzuschieben", sagte der Convergenta-Sprecher. "Wir wollten Rechtssicherheit erreichen und damit lange Auseinandersetzungen in den nächsten Sitzungen vermeiden", betonte er. "Nachdem nun der Presse zu entnehmen ist, dass Cordes voraussichtlich nur noch einige Wochen im Amt sein wird, besteht die Hoffnung, diese Ziele auch ohne gerichtliche Hilfe zu erreichen", fügte der Sprecher hinzu.

"Herr Kellerhals will offenbar einem seine Anträge ablehnenden Urteil zuvorkommen", sagte dagegen ein Metro-Sprecher. Eine gerichtliche Bestätigung der Klagerücknahme liege dem Konzern nicht vor. Der zuständige Richter am Landgericht Ingolstadt, Konrad Kliegl, hatte mit Blick auf Kellerhals Anträge zum Vorsitz der Gesellschafterversammlung und den Steongrafen gesagt, beide Seiten sollten sich gütlich einigen. "Es tut einem eigentlich weh, wenn man sieht, über was für einen Käse man Prozesse führt", hatte der Richter erklärt.

Kein Ende in Sicht

Das Tauziehen der Metro mit den Minderheitseignern Kellerhals und Leopold Stiefel wird die Gerichte weiter beschäftigen. Cordes hatte in der vergangenen Woche angekündigt, vor das Oberlandesgericht München zu ziehen. Das Landgericht Ingolstadt hatte der Metro im Oktober verwehrt, gegen den Willen der beiden Minderheitseigner durchzuregieren. Metro könne die weitreichenden Vetorechte der beiden Alteigner nicht in zentralen Fragen aushebeln. Cordes zufolge will Metro dagegen Berufung einreichen.

Cordes sind die Veto-Rechte seit Langem ein Dorn im Auge. Der Metro-Chef führt unter anderem auf diese Rechte zurück, dass Saturn erst seit wenigen Wochen über einen eigenen Internet-Shop verfügt und Media Markt erst 2012 folgen wird. Kellerhals fürchtet dagegen um sein Lebenswerk. Stiefel betont, die Mehrheitsverhältnisse hätten die rasante Expansion der Kette nicht gebremst. Cordes hatte zuletzt angekündigt, seinen im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag als Metro-Chef nicht verlängern zu wollen. Seine Strategie zu Media-Saturn trägt aber unter anderem Finanzchef Olaf Koch mit und dessen Vertrag war jüngst vom Aufsichtsrat verlängert worden. (APA/Reuters)