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Nach dem Motto "ein Indianer kennt keinen Schmerz" würden Betroffene oftmals nicht über ihre Schmerzen reden, sie akzeptierten Schmerzen als eine Alterserscheinung.

Foto: AP/Martin Oeser

Salzburg - Etwa 60 bis 80 Prozent der Pflegeheimbewohner in Österreich leiden an chronischen Schmerzen, ein Großteil davon erhält Experten zufolge aber keine adäquate Therapie.

Um die Lebensqualität zu verbessern und eine optimale Schmerztherapie umzusetzen, hat der private Pflegeheimbetreiber "SeneCura" mit der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg (PMU) am 7. November das dreijährige Forschungsprojekt "Schmerzfreies Pflegeheim" in zwölf österreichischen SeneCura-Häusern gestartet.

700 Bewohner befragt

"Erstmals wird das Schmerzmanagement in Pflegeheimen österreichweit wissenschaftlich evaluiert und auch praktisch umgesetzt", sagte Projektleiter Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft an der PMU. Zuerst wird die Ausgangssituation analysiert: das Vorkommen von Schmerz und das derzeitige Schmerzmanagement.

Dazu werden die rund 700 Bewohner der zwölf Häuser von Studienassistenten befragt, Bewohner mit schwerer Demenz werden eingehend beobachtet. Befragt wird auch das Pflegepersonal, und zwar online. Bis April 2012 werden Ergebnisse der Studie evaluiert. Eine Analyse und Empfehlung erfolgt 2012. Bis 2014 sollen alle Erkenntnisse auf dem Tisch liegen, überlegt wird dann eine Zertifizierung. Mit der Untersuchung wurde in Tirol und in der Steiermark begonnen.

Informationsaustausch soll optimiert werden

"Wir werden die Erkenntnisse der Studie für ein optimales Schmerzmanagement für unsere Bewohner einsetzen", erläuterte der Geschäftsführer von SeneCura, Rudolf Öhlinger. Auch der Informationsaustausch unter Pflegenden, Ärzten, Therapeuten und Bewohnern soll optimiert werden. SeneCura richtet dazu im Jänner 2012 einen hochkarätigen Schmerzbeirat ein. Um die pflegerischen Kompetenzen innerhalb des Schmerzmanagements zu verbessern, werden zudem 100 SeneCura-Mitarbeiter zu "Pain Nurses" ausgebildet.

Mangelndes Wissen

Mangelndes Wissen aller Beteiligten ist für Osterbrink oft der Grund von Defiziten bei der Schmerzbehandlung. "Es ist höchste Zeit für mehr Kommunikation und Aufklärungsarbeit." Schmerzen am Knie, an der Hüfte, am Ellbogen und an der Schulter seien die "Schmerz-Klassiker" des Bewegungsapparates. Von den 8,4 Millionen Österreichern würden bereits 1,7 Millionen an chronischen Schmerzen leiden. Es brauche zweieinhalb Jahre, bis die Diagnose "chronischer Schmerz" feststeht. Schmerz begünstige die Mobilitätseinschränkung, den Abbau der Muskelmasse und die Depression. Gerade im Pflegebereich gelte es, ein Frühwarnsystem zu installieren, sagte Osterbrink.

Akzeptanz von Schmerzen als "Alterserscheinung" 

Nach dem Motto "ein Indianer kennt keinen Schmerz" würden Betroffene oftmals nicht über ihre Schmerzen reden, sie akzeptierten Schmerzen als eine Alterserscheinung. Notwendig sei deshalb auch eine Optimierung der Kommunikation und Kooperation mit den Hausärzten, erklärte Osterbrink.

"In den städtischen Betreuungseinrichtungen ist der Schmerz einer der hauptsächlichen Einschränkungsfaktoren bei den täglichen Aktivitäten der Senioren. Jeder Mensch hat das unabdingbare Recht, in Würde alt zu werden", sagte der ressortzuständige Vizebürgermeister der Stadt Salzburg, Martin Panosch. "Wir werden auch unser System anhand der dann vorliegenden Erkenntnisse aus dem Projekt hinterfragen und wenn notwendig adaptieren." (APA)