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Mit dem Kanadier Eric Lamaze (43) im Sattel feierte Hickstead seine größten Erfolge. In Peking gewann der 15-jährige Hengst Gold im Einzel und Silber mit der Mannschaft. "Hickstead war einzigartig", sagte Prinzessin Haya von Jordanien, die Präsidentin des Weltverbandes FEI.

Foto: AP/ Bruno De Lorenzo

Verona/Wien - Mit Trauer und Bestürzung hat die internationale Springreiterei auf den plötzlichen Tod des Weltklassepferdes Hickstead reagiert. Der 15 Jahre alte Hengst war am Sonntag beim Weltcup in Verona nach Beendigung des Hallen-Parcours zusammengebrochen. Dessen langjähriger Reiter, der kanadische Olympiasieger Eric Lamaze, musste hilflos mitansehen, wie der niederländische Warmblüter am Boden liegend und zuckend alle viere von sich streckte.

Der Deutsche Christian Ahlmann bekam den Vorfall hautnah mit. Vor einem Jahr war ihm zudem beim Springen in Oslo Ähnliches passiert. Sein Pferd Calvados war zusammengebrochen - allerdings nicht in der Arena, sondern in der Box. "Bei Eric war's noch schlimmer", sagte Ahlmann. "Da ist es passiert, als10.000 Leute in der Halle waren."

Auch der Salzburger Springreiter Stefan Eder trug den einstimmigen Entschluss der Profis in Verona mit, aus Respekt für Hickstead den Bewerb abzubrechen und eine Gedenkminute abzuhalten. "Es war ein sehr trauriger Tag im Reitsport", sagte der 30-Jährige. "Die Stimmung war ein Wahnsinn. Es gab kaum einen Reiter, der keine Träne zerdrückt hat. Man hat gesehen, wie eng die Beziehung der Reiter zu ihren Pferden ist. Und wie schnell sich Siege und Erfolge relativieren."

Der in den Niederlanden geborene und ursprünglich Opel benannte Hickstead galt als Überpferd. Neben der olympischen Goldmedaille in Peking gewann er mit Lamaze auch Teamsilber, 2010 wurde er bei den Weltreiterspielen in Kentucky als "Bestes Pferd" ausgezeichnet. Die genaue Todesursache bleibt bis zum Ergebnis einer Autopsie unklar, es soll sich aber um einen Abriss der Aorta gehandelt haben.

An eine neue Diskussion über die Gefahren des Reitsports glauben die Profis nicht. "Pferde sind Sportler, die top betreut werden. So was kann passieren. Zum Glück passiert's selten", sagt Eder, der diese Woche beim Wiener Pferdefest dabei ist. "Selbst wenn man in der Freizeit mit seinem Pferd im Schritt ausreitet, kann es einen Aortariss bekommen." Auch der vierfache deutsche Olympiasieger Ludger Beerbaum glaubt an einen "bedauerlichen Einzelfall. Es bestand auch kein Verdacht einer Überanstrengung." (David Krutzler, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 8. November 2011)