Wien - Die ÖVP-Frauen und der Seniorenbund fordern ein rascheres Angleichen des Pensionsantrittsalters von Frauen. ÖGB, SPÖ und Grüne lehnten den Vorstoß ab.

Seniorenbund-Obmann Khol plädiert für die Einführung eines Anreizsystems, wonach Frauen ab 60 für jedes weitere Jahr eine zwölf Prozent höhere Pension erhalten sollen. ÖVP-Frauenchefin Schittenhelm forderte zudem die Anrechnung der Kindererziehungszeiten im Ausmaß von vier Jahren je Kind. 

Zwangspensionierung statt Nachteilsausgleich

Das unterschiedliche Pensionsantrittsalter von Männern und Frauen sei ursprünglich als Ausgleich von Nachteilen gedacht gewesen. Zunehmend entwickle es sich jedoch zu einer Hürde für Frauen, die länger arbeiten wollen. Durch "Zwangspensionierungen" würden Frauen um die Chance auf fünf Jahre höheres Einkommen ebenso wie auf eine höhere Pension gebracht, so Schittenhelm. Sie hält das Antrittsalter von 60 Jahren für "gut", allerdings müssten Frauen auch darüber hinaus arbeiten dürfen.

Khol verwies auf das Anreizmodell des Seniorenbundes, welches für jedes Jahr über 60/65 zwölf Prozent mehr Pension vorsieht: "Davon profitiert die Republik und die Pensionistin." Das von den Sozialpartnern in Bad Ischl vorgestellte Modell würde hingegen viele Frauen-Jahrgänge benachteiligen und sei erst auf die Verfassungsmäßigkeit "abzuklopfen", so Khol.

Schittenhelm findet "Golden Handshakes" zwar "wunderbar", allerdings findet sich Gefallen an Khols Vorschlag, dass für die restliche Zeit bis zum Erreichen des gesetzlichen Pensionsantrittsalters jene Firma aufkommen sollte, welche den Betroffenen in Pension geschickt hat, und nicht die Allgemeinheit.

Zuverdienstgrenze anheben

Schittenhelm pocht auch auf eine höhere Zuverdienstgrenze bei den ASVG-PensionistInnen. Sie dürfen derzeit nur bis zur Geringfügigkeitsgrenze von 374 Euro beschäftigt werden. Ein Wegfall dieser Grenze würde vor allem Frauen helfen, zeigte sich die ÖVP-Frauenchefin überzeugt. 

Pro Kind bis zu vier Jahre anrechnen

Sie forderte weiters eine Anhebung der Pflegefreistellung auf zwei Arbeitswochen pro Jahr und die Ausdehnung des Pflegeurlaubs auf Kinder, die nicht im gemeinsamen Haushalt leben. Was die Anrechnung von Kinderbetreuungszeiten betrifft, sollten pro Kind bis zu vier Jahre angerechnet werden, unabhängig davon, in welchem Abstand die Kinder geboren wurden.

"Völlig" an der Lebenswirklichkeit vorbei

Die ÖGB-Frauen sehen dagegen keine Vorteile durch ein vorzeitiges Angleichen des Frauenpensionsantrittsalters. "Die Jobchancen für ältere Frauen sind schlecht und eine höhere Pension erhalten sie dadurch auch nicht", erklärte die Bundesfrauenvorsitzende Brigitte Ruprecht.

Gegen eine Anhebung des Pensionsantrittsalters von Frauen sprach sich auch SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Mautz aus. Eine frühzeitige Erhöhung würde "völlig" an der Lebenswirklichkeit von älteren Frauen vorbeigehen, verwies Mautz etwa auf den Arbeitsmarkt. Laut Angaben von SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm sind zur Zeit 20.000 Frauen über 50 arbeitslos: "Das sind um 6,3 Prozent mehr als im Jahr 2010."

Zum jetzigen Zeitpunkt "kontraproduktiv"

Grünen-Frauensprecherin Judith Schwentner bezeichnet die Anhebung zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls als "kontraproduktiv". Sie ortet hingegen Handlungsbedarf bei "frauendiskriminierenden" Regelungen des Kündigungsschutzes in Kollektivverträgen und Betriebsvereinbarungen.

Nach derzeitigem Stand ist die Angleichung des Frauenpensionsalters an jenes der Männer für 2033 vorgesehen. (APA)