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Der Papst will doch keine Ministrantinnen.

Foto: APA/Robert Jäger

Zu vielen Fragen finden sich Weisheiten in Goscinnys und Uderzos "Asterix", so auch in Band XXIX (Asterix und Maestria):

Asterix: Ich hätte nicht gedacht, dass es weibliche Barden gibt!

Miraculix: Wir treten in das moderne Zeitalter der Antike ein, wo sich vieles verändern können wird, Asterix! So wird die Frau mit Fug und Recht dem Manne gleichberechtigt werden, mit Bedürfnissen und Ansprüchen, die ihr bisher ungerechterweise versagt waren!

Asterix: Dann könnte es also auch weibliche Druiden geben?

Miraculix
: Na, na, na, Asterix! Mach keine Witze!

"Im außerordentlichen Messritus der katholischen Kirche können keine weiblichen Messdiener eingesetzt werden", berichtete durch das Sommerloch weitgehend unbeachtet, die deutschsprachige Ausgabe von L'Osservatore Romano (Nr 24/2011). Vier Jahre nachdem der derzeitige Papst die vorkonziliare Messe wieder - eben als außerordentlichen Ritus - zugelassen hat, versuchen nun vatikanische Behörden das Reformrädchen noch weiter zurück zu drehen.

Lapidare Begründung: Weil 1962, als dieser Ritus der allgemein gebräuchliche war, noch keine Ministrantinnen erlaubt waren, so sind sie auch jetzt ausgeschlossen. Damit wird nebenbei in Erinnerung gerufen, dass sich Rom erst 1996 durchrang, auch Mädchen Brot und Wein zum Altar tragen zu lassen. Vorher war es hierzulande allerdings schon weit verbreitet. Womit sich einmal mehr zeigt, dass manches im Ungehorsam geschehen muss, bis der Vatikan zu Reformschritten kommt.

Reformschritte, die allerdings gerade unter diesem Papst gefährdet sind. Die vatikanische Begründung ist auch innerhalb der eigenen Logik nicht schlüssig. Denn den römischen Ausführungsbestimmungen ist zu entnehmen, dass die alte Messe nämlich nicht gleichsam aus einem 1962 eingefrorenen Zustand einfach aufgetaut wird! Auch dieser Ritus muss, so die Richtlinien, den aktuellen Kirchenrechtsbestimmungen folgen. Zudem müssen neue Gebete für jene Heiligen, die 1962 noch gar zu den Ehren der Altäre erhoben waren, eingefügt werden (vgl. L'Osservatore Romano Nr 20/2011). Mit derselben Denke müsste man die neuen Heiligen von den Gebeten im Ritus der alten Messe aber ebenfalls ausschließen.

Das neue Verbot kann körpersprachlich nur so gedeutet werden: Mädchen - Igitt!

Diese römische Befindlichkeit, diese Mädchenangst im Vatikan, ist wohl der Grund, warum Weihbischof Krätzl an der Pfarrer-Initiative kritisiert, dass sie das Frauenpriestertum im Programm hat: "Das Thema Frauenweihe ist in Rom festgefahren. Durch die Verquickung besteht die Gefahr, dass auch die anderen Themen untergehen", meinte er in einem Kurier-Interview anlässlich seines 80igsten Geburtstages. (Kleiner Einschub: Herzlichen Glückwunsch, lieber Herr Weihbischof!).

Taktisch hat er da wohl nicht Unrecht. Vielleicht kann man die Frauenfrage aber trotzdem nicht zurückstellen. Der Befund kann nämlich auch so aussehen: Die derzeitige Haltung gegenüber den Frauen beschädigt die Kirche in ihrer Glaubwürdigkeit so sehr, dass jeder zeitliche Reformaufschub nicht mehr erträglich ist.

Denn auch hier ist - trotz all der Tonnen an theologischer Literatur - die Fragestellung sehr simpel! Sie lautet: Ist die Frau eine weiheunfähige Materie? Wenn ja, ist eine Weihe gar nicht möglich. Natürlich ist schleierhaft, wie der Papst das begründen will, ohne ein unchristliches Menschenbild zu zeichnen, das die Frau als nicht vollwertigen Menschen darstellt. Die letzten beiden Päpste sind jedenfalls daran gescheitert. Das argumentschwache römische Betonieren erinnert an Zeiten, in denen Rom bezweifelte, dass Laien aus dem Kelch trinken dürfen oder die Messe in Landessprache gefeiert werden kann. Oft gilt die Regel, dass das, was einem Papst unmöglich erscheint, beim lieben Gott zu einem Lächeln führt. Und bei allen nachfolgenden Generationen zu einem Kopfschütteln (nachfolgende Päpste inklusive).

Wenn nein, also wenn man Frauen nicht zur weiheunfähigen Materie erklären kann, schadet die Kirche nicht nur ihrem Ansehen sondern auch ihrem Auftrag und ihrem seelsorglichen Dienst gravierend, wenn sie Frauen von der Mitarbeit im geweihten Dienst ausschließt.

Dem Papst selbst wird vermutlich die Entfremdung zur Hälfte der Menschheit kaum auffallen. Die Oktoberausgaben des L'Osservatore Romano vermerken bei den penibel aufgelisteten Privataudienzen nur zwei Mal eine Frau. Das auch nur deshalb, weil der Präsident der Republik Mongolei „mit Gattin und Gefolge" und der Deutsche Botschafter „mit Gattin" empfangen worden waren. (Bei zwei Würdenträgern heißt es auch noch „mit Familienangehörigen"). Eine weibliche Hauptgesprächspartnerin hatte er nicht. (derStandard.at, 7.11.2011)

PPS.: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Verantwortung der Päpste und des Vatikans am internationalen Missbrauchsskandal geklärt werden muss. Benedikts beharrliches Schweigen dazu macht ihn als Papst unglaubwürdig.