Es wäre ein schöner Slogan für die Wiener Gebietskrankenkasse, würden die Versicherten nicht ohnehin mit ihrer Mitgliedschaft zwangsbeglückt: Bei uns können Sie gebären, wie Sie wollen. Sogar einen Wunsch-Kaiserschnitt zahlt die Kasse. Aber bitte nur im "normalen" Krankenhaus. Wer sein Kind im Geburtshaus in Wien-Hietzing zur Welt bringt, dem schießt die Kasse nur 320 Euro zu, den Rest der 1400 Euro müssen die frischgebackenen Eltern selbst beisteuern. Zum Vergleich: Eine Krankenhaus-Geburt kostet durchschnittlich 3000 Euro.

Absurditäten wie diese gibt es im Gesundheitssystem zuhauf. Wer innerhalb eines Quartals zu verschiedenen Hausärzten gehen möchte, hat Pech, auch Jahre nach der Einführung der E-Card. Wer ein Heimnotruf-Armband hat und den Knopf betätigt, muss den Rettungseinsatz selbst zahlen, es sei denn, er lässt sich (trotz nicht vorhandener gröberer Wehwehchen) ins Krankenhaus transportieren - und löst damit eine regelrechte Kostenspirale aus.

Diskussionen über die Tücken des Gesundheitssystems muten oft akademisch an, tatsächlich bekommen die Patienten die Probleme aber tagtäglich zu spüren. Der Gesundheitsminister hofft nicht zu Unrecht, dass die elektronische Gesundheitsakte einige Doppelgleisigkeiten beseitigen könnte. Fürs Erste wäre aber schon allen geholfen, wenn jemand mit Hausverstand den strukturellen Dschungel der Gesundheitsversorgung durchforsten würde. (DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.11.2011)