Olivia, das 100. Baby im Geburtshaus.

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Wien - Olivia kam am Morgen des 2. November auf die Welt. Sie ist kerngesund und das 100. Baby, das im "Geburtshaus von Anfang an" in Wien-Hietzing das Licht der Welt erblickte - nicht einmal zwei Jahre nach der Eröffnung dieser in Österreich einzigartigen Einrichtung. Denn dieses Geburtshaus wird von Hebammen geführt, "für Frauen, die sich bewusst für einen Mittelweg zwischen Klinik- und Hausgeburt entscheiden", erläutert Hebamme Martina Klasz. "Bei uns finden sie die intime Atmosphäre einer Hausgeburt mit perfekter Infrastruktur."

Entscheidend ist auch die umfassende persönliche Betreuung: Die werdenden Mütter lernen ihre Hebamme, die sie während der Geburt und in den Tagen danach begleitet, Wochen vor der Geburt kennen. Sicherheit stehe an oberster Stelle, betont Klasz: Falls notwendig, könne die Geburt binnen Minuten in eines der nahegelegenen Spitäler verlegt werden.

Dieses Konzept wie auch die ergänzenden Angebote werden derart gut angenommen, dass das Team bereits auf vier Hebammen aufgestockt werden musste.

1400 Euro pro Geburt

Weniger erfolgreich ist das Geburtshaus allerdings, was die Kostenerstattung durch die Gebietskrankenkasse betrifft. Eine Geburt kostet hier 1400 Euro - von denen die Kassa 320 übernimmt. "Eine normale Geburt im Krankenhaus kostet rund 3000 Euro", vergleicht Klasz. Sogar "die Kosten für einen Wunschkaiserschnitt werden von der Kassa übernommen. In Deutschland haben die Krankenkassen hingegen das Sparpotenzial erkannt und übernehmen die Kosten von Geburtshausgeburten vollständig."

Seitens der Wiener Gebietskrankenkasse heißt es dazu: "Die WGKK leistet Kostenerstattung pro Tag für einen medizinisch begründeten Aufenthalt, aber keine 'Geburtskostenerstattung' an sich." Und die Spitalskosten von 3000 Euro würden wohl einem Durchschnittswert entsprechen, "der im Einzelfall betragsmäßig nicht herangezogen werden kann". (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.11.2011)