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Obwohl die Weidegans seit Jahren ein Thema ist, dürfte sie in der Gastronomie nicht gelandet sein.

Foto: AP/Matthias Rietschel

Der 11. November naht, die Tage der Gans sind gezählt. Wir wollen zu viert Gansl essen gehen, aber nicht in ein hochpreisiges Restaurant, sondern gemütlich. Eine Weidegans muss es sein und die koste, was sie wolle. So rufen wir bei einem bekannten Wiener Heurigen an, der auf regionale Lebensmittel setzt: "Haben Sie Weidegans aus Österreich?" "Augenblick, ich frag einmal nach... Nein, wir haben die Gänse aus Ungarn."

Nächster Versuch bei einem Wiener Wirtshaus mit hervorragender neuer österreichischer Küche: "Haben Sie Weidegans aus Österreich?" "Interessante Frage. Ich schaue einmal in die Küche... Nein, unsere Gänse kommen aus Ungarn." Enttäuschung macht sich breit, der Kellner reagiert darauf: "Wollen Sie sich's nicht doch überlegen? Es zählt ja nicht nur die Herkunft, sondern auch die Zubereitung." Danke, wir haben schon gegessen.

Nun ist unser Ehrgeiz geweckt: Wir rufen in verschiedenen Gasthäusern und Heurigenbetrieben an, die für ihre regionalen Spezialitäten bekannt sind. Unisono ist die Reaktion auf die Frage nach Weidegans in etwa folgende: "Weidegans? Aus Österreich? Aha... Nein, haben wir nicht."

Bereits nach dem zweiten Versuch an einen Koch mit Sinn für artgerecht gehaltene Gänse zu kommen, fühlt man sich komisch. Ist man mit seinem Weidegansbewusstsein etwa zu einer zickigen Ökotante mutiert? Ist das Weidegansbewusstsein gar pathologisch, da man ja vielleicht sogar auf das Bekochtwerden mit Martinigansl verzichten muss?

Da wir weder ein gehobeneres Restaurant besuchen noch eine Stunde lang mit dem Auto zu Weidegans-Gasthäusern in die benachbarten Bundesländer kurven wollen, geht die Recherche weiter und siehe da, über das Web finden sich schließlich doch noch ein paar Weidegans-Anbieter im Bereich Gasthaus: Grünspan, Möslinger, Witwe Bolte oder Bauernbräu. Vielleicht wird der Braten aber auch aus dem eigenen Ofen kommen. Ein Glück, dass Weidegänse bereits bei einigen Greißlern in Reih und Glied in der Vitrine liegen. (tin, derStandard.at)