In manchen lokalen Idiomen wird die Mispel, eine besonders spät reifende Herbstfrucht, auch Hundsarsch genannt.

Tatsächlich erinnert der recht üppige, stark zerfurchte Rest des Blütenstempels samt Kelchblättern an der Frucht-Unterseite an das, was man bei Spitz, Mops und ähnlichem Ringelschwanz-Hundegetier exakt unterhalb des Schwanzansatzes zu sehen bekommt - rein optisch, versteht sich. Dennoch ist die Bezeichnung in ihrer Abfälligkeit ungehörig. Und trägt wohl mit dazu bei, dass die Mispel konstant unter ihrem kulinarischen Wert geschlagen wird. Wenn sie nämlich erst einmal reif und schön cremig weich ist (was gemeinhin erst nach den ersten Frösten passiert), dann entfaltet sie ein berückendes süßes und vor allem säuerliches Aroma, das wie geschaffen ist, um mit Wildgeflügel, aber auch mit häuslicher Ente oder Gans kombiniert zu werden.

Idealerweise mischt man ein paar Löffel Mispelgelee direkt in den Bratensaft, der darauf, wie durch ein Wunder, seine üppige Schwere abgelegt zu haben scheint. Was natürlich kein Grund ist, den fetten Vogel deshalb mit Knödeln oder anderen zentnerschweren Sättigungsbeilagen zu versehen: Dass die Unverdaulichkeit fetter Speisen nicht aus ihnen selbst, sondern erst aus der Kombination mit Kohlehydraten entsteht, weiß schließlich jedes Kind. Also, in Frankreich oder Italien zumindest. (Severin Corti, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 05.11.2011)