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Gegen höhere ORF-Gebühren und St. Marx: Huberta Gheneff, im Bild mit Ratskollegen Franz Medwenitsch und Direktor Wolfgang Lorenz (re.), verlässt den Stiftungsrat.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Montag berät die Arbeitsgruppe des ORF-Stiftungsrats erstmals den künftigen Standort von Österreichs größtem Medienunternehmen. Ob Huberta Gheneff noch vorbeischaut, ist fraglich: Freitagnachmittag teilte sie Stiftungsräten, ORF und BZÖ nach STANDARD-Infos ihren Rückzug aus dem Stiftungsrat mit sofortiger Wirkung mit. Seit 2006 sitzt sie, nominiert von den Orangen, im Stiftungsrat.

Schon länger trägt sich die Anwältin mit dem Gedanken, die im Brotberuf etwa auch die Krone-Eigentümerfamilie Dichand vertritt. Die neue ORF-Führung ist gewählt, der Zeitpunkt sei günstig, sagt Gheneff auf STANDARD-Anfrage. Der Rückzug habe keine inhaltlichen Gründe. Zwischen Job und Familie wolle und könne sie nicht mehr soviel Zeit in die fast ehrenamtliche Funktion investieren. Pro Plenarsitzung erhalten Stiftungsräte 150 Euro.

"Auf den_Stiftungsrat kommen mit der Standortentscheidung viel Arbeit zu", sagt Gheneff und betont: "Das muss sauber und finanziell ganz transparent abgewickelt werden." Sie rechnet mit dem Umzug des ORF vom Küniglberg nach St. Marx. Denn: "Wenn es irgendwie finanzierbar ist, wird es St. Marx, das ist politisch sehr gewollt." Die Wiener SPÖ sähe den ORF gern im Media Quarter.

Für Gheneff ergibt St. Marx "keinen Sinn". Denn: "Ehemalige Schlachtgründe sind von der Energie her kein guter Standort." Und: Einen der großen Arbeitgeber des 13. und des 23. Wiener Bezirks "herauszureißen", sei wenig sinnvoll. "Der ORF hat schwierige Zeiten gemeistert, aber es kommen noch schwierigere auf ihn zu", mit "immer besserer" privater Konkurrenz. Da müsse man die ORF-Mitarbeiter in Ruhe arbeiten lassen, "ohne politischen Druck" und mit ordentlicher Bezahlung auch für jüngere Mitarbeiter. Die Technik freilich möge der ORF alsbald ausgliedern, findet sie.

Schwierig werde für den ORF auch die Gebührenfrage: Immer weniger verstünden, wofür sie zahlen. Die Anstalt müsse etwa in Kultur und Sport ihre Einzigartigkeit nachweisen. Mit einem Antrag auf Gebührenerhöhung rechnet sie bald - und würde dagegen stimmen. Wie wohl auch ihr - noch ungenannter - Nachfolger im Stiftungsrat. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 5./6.11.2011)