Was immer in Griechenland jetzt geschieht: Deutschland und Frankreich erhöhen den Druck, die Eurozone vor Angriffen der Märkte zu bewahren. Der Schutz der Währung hat nun oberste Priorität.

***

Erst einmal abwarten, wie es in Griechenland politisch weitergeht; und wer dort in vermutlich sehr kurzer Zeit die neuen Ansprechpartner in der Regierung sein werden, mit denen man über eine dringend nötige Fortsetzung von Stützungsmaßnahmen und Hilfskrediten durch EU, Eurozone und Währungsfonds (IWF) sprechen könne.

So lautete am Donnerstag die Parole bei den wichtigsten Europartnerstaaten Deutschland und Frankreich in Cannes. Am Rande des G-20-Gipfels mit US-Präsident Barack Obama waren der französische Präsident Nicolas Sarkozy und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel permanent mit den sich in Athen überschlagenden Ereignissen rund um Premier Giorgos Papandreou beschäftigt. Das Treffen der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer wurde von der Krise in Griechenland völlig überlagert.

Schutz für Italien, Spanien

Jenseits dessen schalteten Sarkozy und Merkel aber einen Gang höher beim Plan, die "Brandmauern zum Schutz der Eurozone zu verstärken" , wie Merkel sagte. Am Vormittag kam es wieder zu einem Euro-Minigipfel - diesmal mit Italiens Premier Silvio Berlusconi und Spaniens José Luis Zapatero. Man kam überein, die Kreditlinien für gefährdete Eurostaaten an der Peripherie im Süden zu erhöhen, um mögliche Markteinbrüche und Gefährdungen von Banken besser abfangen zu können. Die Finanzminister von Deutschland und Frankreich erhielten den Auftrag, gemeinsam mit EU-Währungskommissar Olli Rehn die Anstrengungen zum Ausbau des provisorischen Rettungsschirms (EFSF) zu beschleunigen.

Das alles - so hatte es den Anschein - wirkte wie die Vorbereitung auf einen möglichen wirtschaftlichen Zusammenbruch in Griechenland, oder einen Austritt aus EU und Euro nach einer negativen Volksabstimmung in Athen.

Die wurde von Papandreou wieder abgesagt. Sarkozy freute sich am Abend in Cannes über diese "interessante Erklärung" . Aber so einfach wird die Fortsetzung der Eurohilfen für Athen nun dennoch nicht (Bericht unten). Die Bundeskanzlerin will nun erst einmal Taten sehen.

Wie berichtet, hatten Merkel und Sarkozy in der Nacht auf Donnerstag bei einem Krisentreffen mit den Spitzen von EU, Eurogruppe und Währungsfonds Papandreou dazu aufgefordert, so rasch als möglich für Klarheit zu sorgen: Solange nicht geklärt sei, ob die Griechen das vor einer Woche im Kreis der 17 Eurostaaten mit Papandreou beschlossenen Maßnahmenpaket inklusive der Staatssanierung umsetzen, werden alle Hilfskredite gestoppt. Die Griechen müssten definitiv Ja oder Nein sagen, ob sie im Euroraum bleiben wollen oder nicht, so Merkel. Sie warf Papandreou indirekt vor, sie getäuscht zu haben. Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker sagte, man könne nicht akzeptieren, wenn jemand illoyal sei. Die Stimmung bei diesem Treffen sei gespenstisch ruhig, in der Sache knallhart gewesen.

So direkt wie selten sei Papandreou und Finanzminister Evangelos Venizelos gesagt worden, was ein Euro-Ausstieg für sein Land bedeuten werde - Zusammenbruch -, erfuhr der Standard aus Delegationskreisen. Sarkozy habe gesagt, man werde nicht dulden, dass Athen den Euro kaputtmache, die Griechen blieben allein. (DER STANDARD, Printausgabe, 4.11.2011)