Harare - Der frühere Oppositionschef und heutige Regierungschef von Simbabwe, Morgan Tsvangirai, hat den langjährigen Präsidenten Robert Mugabe zum Rücktritt aufgefordert. Mugabe sollte "zum Wohle des Landes, seines Erbes und seiner Kinder" sein Amt aufgeben, sagte Tsvangirai am Mittwoch in Harare über seinen Erzrivalen. Damit heizte Tsvangirai erneut Spekulationen über den Gesundheitszustand des 87-jährigen Staatschefs an. Er bestätigte zwar nicht die Gerüchte, wonach Mugabe an Prostatakrebs leidet. Tsvangirai sagte jedoch, der Präsident leide "sicher nicht an Malaria, die im nächsten Krankenhaus behandelt werden könnte". "Es muss Komplikationen geben", fügte er hinzu.

Mugabe war am Sonntag von einer privaten Singapur-Reise zurückgekehrt und hatte den staatlichen Medien bei seiner Ankunft diktiert, er sei kerngesund. "Wie Sie sehen, ist Mugabe fit", wurde er zitiert. Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte im September eine geheime Depesche der US-Botschaft von 2008 veröffentlicht, in der von einem Krebsleiden Mugabes die Rede war. Darin eröffnete der Chef der Zentralbank Simbabwes, Gideon Gono, dem US-Botschafter, dass Mugabe Prostatakrebs habe und der Tumor bereits Metastasen gebildet habe.

Mugabe ist seit der Unabhängigkeit des früheren Rhodesien von Großbritannien 1980 an der Macht. Ihm wird vorgeworfen, für den Niedergang der Wirtschaft in der einstigen Kornkammer Afrikas verantwortlich zu sein. Seit dem Jahr 2000 hatte die simbabwische Staatsführung das gewaltsame Vorgehen gegen die Opposition verschärft. Nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl von 2008, die von massiver Gewalt gegen Anhänger der Opposition gekennzeichnet war, verzichtete Tsvangirai auf die Kandidatur für eine zweite Runde, um mehr Blutvergießen zu verhindern. Unter internationalem Druck willigten beide Lager in eine Teilung der Macht ein, Präsident und Regierungschef blieben jedoch Rivalen. (APA)