Die Staats- und Regierungschefs der Top-Wirtschaftsmächte kommen am Donnerstag und Freitag im südfranzösischen Cannes zum G20-Gipfel zusammen. Gezwungenermaßen wohl ganz oben auf der Besprechungsliste: Wieder einmal Griechenland. Auf der Agenda stehen neben der Entwicklung der Weltwirtschaft auch die Reform des Weltwährungssystems und nach den Ergebnissen des Euro-Krisengipfels neue Finanzmarkt-Regeln. Auch die Finanztransaktionssteuer liegt einmal mehr auf dem Tisch.

Einen neuen Anlauf gibt es, um das Wachstum der Schattenbanken einzudämmen. Die unter dem Begriff zusammengefassten Hedgefonds, Investment-Vehikel oder Geldmarktfonds sollen die Finanzkrise deutlich verschärft haben. Behörden hatten sie nicht auf dem Radar, weil sie keine Banken sind und oft in Steuerparadiesen sitzen. Abgewickelt werden dort hochriskante Finanzgeschäfte, die von den inzwischen strenger beaufsichtigten „normalen" Instituten und Versicherungen ausgelagert werden.

Der Umfang dieser Geschäfte soll durch stärkere Kontrollen im regulierten Finanzmarktbereich deutlich gewachsen sein - zwischen 2002 und 2010 von geschätzten 25 Billionen US-Dollar auf inzwischen 60 Billionen, das wären 25 bis 30 Prozent des globalen Finanzsystems. Einer aktuellen Studie der New Yorker Notenbank zufolge gebieten die "Shadow Banks" allein in den USA über ein Kreditvolumen von annähernd 16 Billionen Dollar - mehr als der eigentliche Bankensektor, der knapp 13 Billionen Dollar verwaltet. In Deutschland soll der Anteil bei zehn Prozent des Finanzsystems liegen.

Neue Regeln für dunkle Geschäfte

Der von den G20 gegründete Finanzstabilitätsrat (FSB) soll neue Regeln erarbeiten, mit denen der Schattenbanken-Sektor überwacht werden kann. Die Aufseher wissen wenig über das Schattenbankensystem. Wo etwa die von internationalen Großbanken im Zuge verschärfter Regulierung gegen Geld zum Beispiel an Hedgefonds ausgelagerte Risiken am Ende landen, ob sie nicht schon wieder irgendwo gehäuft auftreten, ist den Aufsichtsbehörden ebenso ein Rätsel wie die Frage, wie stark der regulierte und der nicht regulierte Finanzsektor miteinander verflochten sind.

Die Regierungen nehmen nun mit einem Jahr Verspätung die Regierungslücke in Angriff, die seit der Finanzmarktkrise 2008 offen ist. Schon auf dem G-20-Gipfel 2010 in Seoul war vereinbart worden, gegen diesen grauen Markt vorzugehen. Schon damals wurde befürchtet, dass diese Geschäfte den Markt genauso ins Wanken bringen können, wie die großen Banken. Auf konkrete Schritte konnte man sich damals nicht einigen. "Wer wie eine Bank agiert, soll wie eine Bank behandelt werden", lautet jetzt einmal mehr das Motto. Gerade die Deutschen wollen auf diesem Minenfeld Druck machen. (rb, derStandard.at, 2.11.2011)