Nürnberg - Der für einen Oktober geringe Rückgang der Arbeitslosenzahl bedeutet nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit (BA) kein jähes Ende für den Aufschwung am Arbeitsmarkt. Die übliche Herbstbelebung sei zum Teil im September vorgezogen worden. "Darum sehen wir das nicht, dass das jetzt die Wende zum Schlechteren ist", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise am Mittwoch in Nürnberg.

Im Oktober waren 2,737 Millionen Arbeitslose registriert. Das waren 59.000 weniger als im September und 204.000 weniger als vor einem Jahr. Noch niedriger war die Arbeitslosigkeit in einem Oktober zuletzt 1991. Die Arbeitslosenquote sank im Oktober um 0,1 Punkte auf 6,5 Prozent. Bei den saisonbereinigten Zahlen verzeichnete die BA aber erstmals seit Februar 2010 wieder einen leichten Anstieg.

Das deutsche Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sprach von einer erfreulichen und soliden Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die von vielen befürchtete Trendwende zeichne sich nicht ab, erklärte die Ministerin in Berlin.

Leichter Rückgang auch 2012 erwartet

Auch für das kommende Jahr rechnet die BA noch mit einem leichten Rückgang der registrierten Arbeitslosigkeit. Die Dynamik lasse aber nach. "Nach den Eckdaten, die wir haben, wird es noch eine gute Entwicklung sein, aber nicht mehr so gut wie in diesem Jahr", sagte Weise. Die Arbeitsagenturen hätten bisher keine Hinweise auf vermehrten Abbau von Arbeitsplätzen. In den Firmen, mit denen sie sprächen, werde "überwiegend nicht mit Entlassungen geplant". In manchen Bereichen sei immer noch der Fachkräftemangel vorherrschendes Thema.

Arbeitsmarkt-Experten bei den Banken äußerten sich ähnlich wie die BA. "Nach einem starken Vormonat ist der Anstieg kein Beinbruch", sagte Christian Schulz von der Berenberg Bank mit Blick auf die saisonbereinigte Zunahme um 10.000 Arbeitslose. Angesichts der hohen Zahl offener Stellen und der deutlichen Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung bleibe der Arbeitsmarkt insgesamt gesund.

"Der September war außerordentlich stark im Rückgang", sagte Weise. "Das könnte dazu führen, dass im Oktober einfach nicht mehr so viel Potenzial war." Üblich war für den Oktober in den vergangenen Jahren ein Rückgang um etwa 96.000.

Zur vergleichsweise geringen Abnahme in diesem Oktober dürften auch der Rückgang bei der Arbeitsförderung und die Arbeitnehmer-Freizügigkeit beigetragen haben. BA-Vorstand Heinrich Alt wies darauf hin, dass weniger Arbeitslose in Förderprogrammen seien, durch die sie in der Statistik nicht mehr als arbeitslos gelten. "Das hat auch etwas damit zu tun, dass wir für nächstes Jahr niedrigere Budgets erwarten", sagte Alt. Zudem seien seit der vollständigen Öffnung des Arbeitsmarktes im Mai für weitere EU-Beitrittsländer etwa 50.000 Arbeitsplätze mit Osteuropäern aus diesen acht Staaten besetzt worden: "Das sind natürlich auch Arbeitsplätze, die vielleicht auch Inländern zugutegekommen wären."

Im September gab es nach den jüngsten Angaben des Statistischen Bundesamtes mit 41,41 Millionen rund 485.000 mehr als vor einem Jahr. Davon waren nach Hochrechnungen der BA im August 26,85 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 671.000 mehr als vor Jahresfrist. (APA/Reuters)