Der Umgang Österreichs mit seiner Vergangenheit birgt immer wieder peinliche Details. Dass das Land übersät ist von Kriegerdenkmälern, die jene würdigen, die ihre Heimat zwischen 1939 und 1945 "verteidigt" haben, gilt als selbstverständlich. Ebenso hartnäckig halten sich manche Tafeln und Straßennamen für Dichter, die in schlechten Versen der NS-Ideologie huldigten.

Für die Anerkennung derer, die sich mutig und tatsächlich anständig verhalten haben, musste man hingegen lange kämpfen - für Widerstandskämpfer etwa oder für Deserteure. Auch beim Opfergedenken wartet man mancherorts weiterhin vergebens auf die Anbringung auch nur der kleinsten Tafel. Selbst an historisch unumstrittenen Orten des Terrors - selbst an Außenstellen des KZ Mauthausen.

Vieles hat sich in der Gedenkkultur getan, doch zwei Aktionen ereigneten sich vor Tagen fast zeitgleich, die nachdenklich stimmen: In Graz montierten Unbekannte über Nacht eine Zusatztafel zum Denkmal für "Turnvater" Friedrich Ludwig Jahn, die ihn als "Ideologe des Rassismus und Wegbereiter des Antisemitismus" ausweist. Denn die Stadt hatte das Denkmal für den fragwürdigen Jahn trotz Protest nie entfernen lassen. In Leoben wurde indes ein Denkmal einfach abmontiert. Auch quasi über Nacht, aber ganz offiziell. Es würdigte im Widerstand getötete Eisenbahner. Ob es wiedererrichtet wird, ist ungewiss. Beispiele, die zeigen: Die Erinnerungsarbeit ist noch lange nicht getan. (DER STANDARD, 2.11.2011)