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Griechenlands Premier Papandreou sorgte mit der Ankündigung einer Volksabstimmung zum EU-Rettungspaket für hektisches Treiben. Die Märkte reagierten mit heftigen Kursverlusten, für morgen wurde ein Sondertreffen einberufen, um die Lage zu klären.

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Frankfurt/Paris - Die eskalierende Griechenland-Krise und die Angst um die Eurozone haben die Märkte am Dienstag weltweit schwer erschüttert: Aktienkurse stürzten ab, auch der Euro geriet massiv unter Druck. Der Dax in Frankfurt schloss um fünf Prozent tiefer, auch die übrigen europäischen Märkte gerieten massiv unter Druck. Die Wall Street konnte sich der umgreifenden Panik ebenfalls nicht entziehen. Die Wiener Börse ist am Allerheiligentag geschlossen geblieben.

Sonder-Treffen

Deutschland, Frankreich und die Spitzen von EU, EZB und IWF wollen nun die neu aufgeflammte Griechenland-Krise auf einem Sonder-Spitzentreffen an diesem Mittwoch in Cannes besprechen. Das teilte die deutsche Bundesregierung am Dienstagnachmittag in Berlin mit. Zuvor hatten die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy in einem Telefonat die Lage erörtert. Serkozy trifft heute Abend seine eigenen Minister zur Causa Griechenland.

Am Sondertreffen vor dem G20-Gipfel nehmen neben Merkel und Sarkozy die Spitzen von EU, EU-Rat, Europäischer Zentralbank (EZB) sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF) teil. Daneben werden Gespräche von Merkel und Sarkozy mit der griechischen Seite laufen. Auslöser für die neuen Turbulenzen ist die überraschende Ankündigung des griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou für eine Volksabstimmung über das jüngste Euro-Rettungspaket. Der G20-Gipfel beginnt am Donnerstag. Dort wird der griechische Vorstoß ebenfalls "besprochen".

Pleite Griechenlands wieder im Fokus

Mit seinem angekündigten Referendum über das EU-Rettungspaket hat Papandreou für Nervosität in Europas Bankhäusern gesorgt. Noch in der vergangenen Woche schien eine Pleite Griechenlands mit dem neuen Rettungspaket und den Zugeständnissen der privaten Gläubiger abgewendet. Doch mit der nun geplanten Volksabstimmung in dem hoch verschuldeten Land werden die Karten neu gemischt. Experten sind sich einig: Lehnen die Griechen das Rettungspaket mitsamt seinen harten Sparauflagen ab, dann ist das auch ein Votum gegen den Euro. Die Staatspleite wäre unvermeidlich, mit unabsehbaren Ansteckungseffekten für andere Euro-Schuldenstaaten wie Spanien oder Italien. Banken und Fondsgesellschaften schlagen Alarm.

Am deutlichsten brachte es am Dienstag die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors auf den Punkt: "Ein drohender Domino-Effekt bei anderen Peripherie-Ländern ist real", erklärte der oberste Aktienmarktstratege Andreas Utermann. "Wir könnten letztlich den Anfang vom Ende der Euro-Zone sehen, wie wir sie kennen: die Einführung eines Kern-Euro, oder noch schlimmer, die Wiedereinführung nationaler Währungen in der gesamten Euro-Zone."

Auch bei der Konkurrentin Union Investment spielt man gedanklich den Ernstfall einer Staatspleite durch. "Für die Banken und Investoren im Allgemeinen sind dann nochmals erhöhte Abschreibungen auf Griechenland-Positionen die unmittelbare Folgen", warnt Anleihe-Fondsmanager Günther Welter.

Dass die Banken dies verhindern wollen, liegt auf der Hand. Denn bei einer Pleite Griechenlands hätten sie und andere private Gläubiger viel mehr zu verlieren als bei dem in der vergangenen Woche mühsam ausgehandelten Schuldenschnitt von 50 Prozent, der noch nicht einmal in konkrete Formen gegossen ist.

Der Weltbankenverband IIF beeilte sich zwar am Dienstag zu versichern, dass mit der griechischen Regierung weiter am geplanten Anleihetausch gearbeitet werde. Doch Zweifel bleiben.

Banken unter Druck

Zwar bereiten Politik und Regulierer die Geldhäuser seit Wochen auf eine Zuspitzung der Schuldenkrise vor: Die Banken wurden verpflichtet, sich bis spätestens Juni eine Kernkapitalquote von 9 Prozent zuzulegen, um für weitere Abschreibungen gerüstet zu sein. Doch wenn Griechenland vorher fällt, könnte es für einige Institute eng werden.

Am schlimmsten aber wäre eine Staatspleite und ein Austritt aus der Euro-Zone für die griechischen Banken und die Menschen dort, erklärte Volkswirt Horst Löchel von der Frankfurt School of Finance: "Ein Nein wäre eine Katastrophe. Niemand würde ihnen mehr Geld geben und das Wohlstandsniveau würde dramatisch einbrechen. Griechenland würde für die nächsten Jahre aus der ökonomischen Landschaft verschwinden." (APA/Reuters)