In fünf sogenannten Erlaubniszonen dürfen in Wien Prostituierte künftig stehen.

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Bis die Bereiche im 7., 9. und 15. Bezirk per Verordnung legal sind, wird die Polizei weiterhin strafen.

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Wien - Dass Straßenprostitution in Wohngebieten ab 1. November verboten ist, steht seit längerem fest. Wo die Frauen künftig anschaffen dürfen, wurde am Donnerstag bekannt. Neben je einer Zone im Prater und in Auhof, die kein Wohngebiet sind, wurden von der Steuerungsgruppe (in der SP, Grüne, Polizei und NGOs sitzen) im 7., 9. und 15. Bezirk Erlaubniszonen empfohlen. Verordnen muss die Zonen die Polizei, die Bezirke haben ein Anhörungsrecht. Fix und damit legal werden die Areale für den Straßenstrich daher erst in einigen Wochen sein.

Es sind nämlich nicht alle glücklich mit der Empfehlung. Thomas Blimlinger, der grüne Bezirksvorsteher von Neubau, findet den Vorschlag für seinen Bezirk jedenfalls "nicht optimal". Denn auf dem Neubaugürtel 30 bis 38 befinde sich nicht nur ein Hotel, der Bezirk habe auch genau in diesem Abschnitt einen Mädchenspielplatz geplant.

In Alsergrund, wo es bisher keine Straßenprostitution gegeben hat, soll der Josef Holaubek-Platz zwischen der Wirtschaftsuniversität und dem Gebäudekomplex, in dem Verkehrsamt und Bundeskriminalamt untergebracht sind, zur Erlaubniszone werden. "Für uns war das auch ein Akt der Solidarität, als man an uns herangetreten ist," sagt ein Sprecher der roten Bezirksvorsteherin Marina Malyar. Man werde jetzt einmal abwarten, ob die Erlaubniszone im Bezirk überhaupt angenommen werde. Die Wirtschaftsuniversität übersiedelt übrigens im nächsten Jahr in den Prater - in jenen Bereich bei der Messe, in dem Straßenprostitution ohnehin erlaubt ist.

Entlastung im 15. Bezirk

Gerhard Zatlokal (SP), Bezirksvorsteher in Rudolfsheim-Fünfhaus empfindet die Zone am Sechshauser Gürtel 1 bis 11 als Entlastung im Vergleich zum bisherigen Straßenstrich in seinem Bezirk. Jetzt wären die Frauen aus dem Wohngebiet heraußen. Solange Anrainer nicht gestört werden, könne er sich sehr wohl den genannten Abschnitt für etwa 15 Frauen vorstellen. Zatlokal glaubt, der Großteil der etwa 100 Prostituierten werde sich auf die anderen Plätze außerhalb des Wohngebietes zurückziehen.

Dass die am Donnerstag genannten Erlaubniszonen wohl nicht ausreichen werden, zeigt auch der Appell der grünen Sozialsprecherin Birgit Hebein an die Bezirksvorsteher. Diese mögen doch klären, welche Teile des Gürtels oder andere Bereiche ihrer Bezirks sich eignen würden.

In den Erlaubniszonen im 7., 9. und 15. Bezirk wird die Straßenprostitution auch weiterhin erst am Abend erlaubt sein, im Prater und in Auhof auch tagsüber. Die Kriterien sind neben der öffentlichen Erreichbarkeit und Zufahrtsmöglichkeiten für Freier auch eine geeignete Infrastruktur wie Stundenhotels, Umkleide- und Waschmöglichkeiten für die Prostituierten.

Strafen trotz Unklarheit befürchtet

Dass es gerade in Auhof an Infrastruktur mangelt, räumt auch die grüne Gemeinderätin Birgit Hebein ein. Genau genommen gibt es dort ein Hotel, dass Einzelzimmer mit Dusche um 29 Euro anbietet. Auch im Bereich des Praters sieht es nicht viel besser aus - für die meisten der Frauen wird sich die Frage stellen, wo sie mit dem Kunden hingehen sollen, wenn nicht ins Auto.

Christian Knappik, der für die Plattform sexworkers.at Prostitutierte betreut, empfindet die Vorschläge der Steuerungsgruppe jedenfalls als "blanken Hohn". Er ist davon überzeugt, dass die Polizei mit 1. November Strafen verhängen werde, auch wenn nach wie vor niemandem klar sei, wo die Frauen stehen dürfen. "Wenn man den Straßenstrich ganz verbieten will, dann soll man das auch tun", sagt Knappik.

Polizei wird weiter strafen

Bis die Erlaubniszonen verordnet sind, dürfen die Prostitutierten jedenfalls nur im Prater und in Auhof anbahnen. Wenn die Polizei gerufen wird, werde sie auch kontrollieren, sagt Johann Golob, der Sprecher der Bundespolizeidirektion. Auch in den empfohlenen Zonen sei die Straßenprostitution auch weiterhin so lange illegal, bis die Verordnung erlassen ist. "Und das wird nicht vor Anfang nächsten Jahres passieren", meint Golob. (Bettina Fernsebner-Kokert, Julia Herrnböck, DER STANDARD-Printausgabe, 28.10.2011)