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Angelika Feigl betreut Faymanns Schritte in den sozialen Medien.

Foto: APA/Fohringer

Am Nationalfeiertag startet Werner Faymann seine Social-Media-Offensive. Der Kanzlerauftritt in den sozialen Medien ist ressourcentechnisch beachtlich: Die ehemalige Pressesprecherin und seit Jänner 2011 Social-Media-Verantwortliche des Kanzlers, Angelika Feigl, betreut ein neunköpfiges redaktionelles Team, zusätzlich sind in die Konzeption und Realisierung noch die Agenturen Skill3D und Dimoco involviert. derStandard.at sprach mit ihr einen Tag vor dem Start der Social-Media-Offensive.

derStandard.at: Frau Feigl, Sie sind die Leiterin des Social-Media-Teams, das morgen den Web-Auftritt von Bundeskanzler Faymann via Youtube, Facebook, Twitter und eigener Website starten wird. Sind sie schon nervös?

Angelika Feigl: Ja, sicher bin ich nervös, ob morgen alles wie geplant klappen wird. Wir sind mit mir insgesamt neun Leute. Claus Hörr vom Bundespressedienst ist der Projektleiter. Auch die anderen sieben kommen aus dem Bundespressedienst und haben alle, außer einem, dort auch andere Tätigkeiten und machen das jetzt zusätzlich.

derStandard.at: Wie wurden die Mitarbeiter ausgesucht?

Feigl: Einerseits wer schon Erfahrung hat, andererseits wer Lust hat mitzumachen. Also sehr locker. Wir haben im Bundespressedienst geschaut, wer kann es und wer möchte es und die sind dann ausgewählt worden.

derStandard.at: Wie kann man sich den Ablauf vorstellen?

Feigl: Wir werden jeden Tag von 8 Uhr bis 22 Uhr online sein, auch am Wochenende. Unter der Leitung von Claus Hörr haben wir einen Dienstplan erstellt, wo genau eingeteilt ist, wann wer zuständig ist. Die redaktionellen Beiträge folgen einem Vier-Augen-Prinzip zwischen Chef vom Dienst und Redakteur. Ob eine Freigabe unbedingt erforderlich ist, ist vom Thema abhängig. Dafür haben wir eine Art Redaktionshandbuch erstellt.

derStandard.at: Wie werden Sie mit Usern umgehen, die nicht dem Leitfaden Ihrer Netiquette folgen?

Feigl: Wir werden sie zuerst bitten, sich an unsere Netiquette zu halten. Wenn das nicht funktioniert, wird man vielleicht auch Posts löschen müssen, das haben wir in der Netiquette genau festgeschrieben, in jedem Fall werden Beschimpfungen und Herabwürdigungen von Dritten gelöscht. Kritik wird natürlich nicht gelöscht, sondern ist erlaubt und erwünscht. Wer sich aber nicht an unsere Spielregeln hält, fliegt raus.

derStandard.at: Gibt es neben US-Präsident Obama ein Vorbild auf dem politisch glatten Social-Media-Parkett?

Feigl: Wir haben festgestellt, dass die Britische Monarchie das irrsinnig gut macht, aber das sind auch mehrere Personen. Wir sind auf jeden Fall gewillt, das genauso gut oder sogar besser als alle anderen zu machen und werden schauen, ob uns das gelingt.

derStandard.at: Wie werden die User zwischen Originalmeldungen des Kanzlers und des Teams unterscheiden können?

Feigl: Die Kommentare vom Kanzler sind in Ich-Form und die Beiträge des "Team Kanzler" in dritter Person und haben am Ende in Klammer noch das Kürzel (t.b.), also "team.bundeskanzler".

derStandard.at: Wurden viele Antworten bereits vorbereitet, um die Reaktionszeiten kurz zu halten?

Feigl: Es wurden ein paar Antworten vorbereitet, aber ansonsten lebt die Politik vom Tagesgeschehen und da ist es schwierig, etwas vorzubereiten. Die Positionen des Bundeskanzlers haben wir auf jeden Fall alle intus.

derStandard.at: Wie steht es nun eigentlich um den heiß diskutierten Twitter-Account?

Feigl: Es wird das Team Bundeskanzler twittern. Es war uns immer klar, dass wir Twitter nützen werden und einbeziehen, aber es hat nie geheißen, es wird der Kanzler selbst twittern. Wir werden Twitter als Medium zum Anteasern nutzen, für Videos oder interessante Diskussionen auf Facebook. Falls sich der Kanzler selbst dazu entschließt, kann man ja das Ganze noch anlegen, aber geplant ist es derzeit jedenfalls nicht.

derStandard.at: Was ist der Mehrwert der Kanzler-App?

Feigl: Auf der App gibt es die aktuellen Videos und Interviews, einen 3D-Rundgang durchs Bundeskanzleramt, eine "Kanzler International"-Fotogalerie mit Google Maps. Außerdem gibt es ein Österreich-Quiz, bei dem man ein iPad2 gewinnen kann und einen help.gv.at-Behördenfinder und man kann direkt über die App Anfragen an das Bürgerinnen- und Bürgerservice richten, oder sich für Hausführungen anmelden.

derStandard.at: Warum haben Sie sich gegen eine Erfolgsmessung im Social-Media-Bereich entschieden?

Feigl: Die erste Qualitätsmessung wird über die Zufriedenheit unserer User gehen und über deren Feedback. Im zweiten Schritt kann man sich dann Tools überlegen, die tatsächliche Messungen durchführen.

derStandard.at: Sollen die sozialen Medien mehr als Werbeportal oder als neuer Kommunikationsweg genutzt werden?

Feigl: Wir wollen die sozialen Medien nutzen, um ein Gespräch anzuzetteln, aber sicherlich werden sie in erster Linie dazu dienen, damit der Kanzler zu den Usern posten kann. Wir schauen dann, ob sich Diskussionen ergeben, wo man etwas aufklären muss. Der Kanzler hat auf jedenfalls vor, Social Media auch in seinen Alltag einfließen zu lassen.

derStandard.at: Verfolgen Sie #csifailmann? Wer ist Ihrer Meinung nach "Werner Failmann"?

Feigl: Ja, ich verfolge das. Gestern habe ich es noch lustig gefunden, heute Vormittag ist es dann schon ein bisschen ins Tiefe abgerückt und er übertreibt es inzwischen. Zur Identität: Ich glaube, es ist niemand, der sich outen möchte. Ich glaube nicht, dass es ein Journalist ist und ich glaube, es ist auch niemand von Maschek, die haben einen feineren Humor.

derStandard.at: H.C. Strache ist ja schon länger sehr erfolgreich in Social Media unterwegs. Welche Strategien haben Sie, um ihn zu überholen und wurde sein Auftritt als Vorbereitung eingehend analysiert?

Feigl: Wir haben uns natürlich seinen Auftritt angeschaut und analysiert, aber es geht uns nicht um die Anzahl von Freunden, sondern um Qualität. Aber wir haben uns generell alle Auftritte österreichischer Politiker näher angeschaut.

derStandard.at: Noch eine Frage zum Schluss: Hat Bundeskanzler Faymann ein privates Facebook-Profil, mit dem er schon geübt hat?

Feigl: Nicht dass ich wüsste. Aber vielleicht hat er heimlich geübt. (Tatjana Rauth, derStandard.at, 25.10.2011)