Das Reh zwischen den Rebzeilen weiß, was gut ist.

Foto: Willi Bründlmayer

Grüner Veltliner Stock - geschnitten.

Foto: Willi Bründlmayer

Florian Holzer postet über das Naschverhalten der "vierbeinigen Freunde aus dem Wald" in den Weingärten Wiens. In Langenlois konnte ich folgende Verhaltensweise unserer heimischen (zahlreichen) Rehe beobachten: äußerst selektiv werden die besten, gesündesten und reifsten Trauben vom Stielgerüst heruntergenascht.

In meinem Chardonnay-Weingarten stehen vier oder fünf Stöcke Grüner Veltliner. Diese alte, einheimische Rebsorte wird - warum auch immer - von den Rehen eindeutig bevorzugt. Diese Bevorzugung gilt sowohl für die Blätter im Frühjahr als auch für die Trauben im Herbst, sodass nur ein Netz diese Bastion des Grünen Veltliners schützen kann.

Nur das Beste ist gut genug

Rührt die Bevorzugung des Grünen Veltliners von der niedrigen Säure, vom würzigen Geschmack, oder weil die Rehgeneration den Grünen Veltliner seit Jahrzehnten, ja Jahrhunderten kennt? Erst wenn kein Grüner Veltliner mehr in Reichweite ist, wendet sich das Rehinteresse den Chardonnay Trauben zu. Auch dort ist nur das Beste gut genug. Natürlich wissen die "vierbeinigen Freunde" genau, dass ich keinen Jagdschein besitze und lassen sich bei der Einnahme ihrer herbstlichen Traubenkur nicht wirklich stören.

Die Lese wird jetzt beschleunigt. Auch vergangenen Samstag wurde das prachtvolle Wetter - frostige Frühtemperatur, trockene Luft und Sonne - ausgenützt, um unsere Klassiker - Heiligenstein, Berg Vogelsang, Loiser Berg - zu lesen. Auch vom Heiligenstein Lyra wurde schon ein erstes Fässchen geerntet. Meiner Ansicht nach ist das Potential der Trauben hinsichtlich hochfeiner, geradliniger, fruchtig und trockener Weine ausgeschöpft - und es sollte jetzt zügig gelesen werden.