2007 bildete sich Schaum auf der Wasseroberfläche der Raab.

Foto: Zoltan Woki

Wien - Der Streit ist beendet. Die Umweltminister von Österreich (Nikolaus Berlakovich) und Ungarn (Sándor Fazekas) unterzeichneten am Samstagnachmittag im südburgenländischen Jennersdorf ein Memorandum, in dem der grenzüberschreitende, zuweilen fast ein wenig ins Kraut schießende Konflikt um die Verschmutzung des Flusses Raab für - jedenfalls vorläufig - beendet erklärt wurde.

Der Streit begann im Sommer des Jahres 2005, als Bürger von Szentgotthárd bei der knapp hinter der Grenze befindlichen Wehr starke Schaumbildung bemerkten. Rasch stellte sich heraus, dass die Ursache dafür Abwässer von drei großen Gerbereien im Burgenland und der Steiermark waren. Zusätzlich war das Flusssystem Lafnitz-Raab durch die Geothermie in Fürstenfeld belastet.

Unter dem Argusauge der Bürgerinitiative "Pro Natura Szentgotthárd" wurde ein zwischenstaatliches Arbeitsprogramm erstellt, ein Memorandum unterzeichnet, eine bilaterale Task Force eingesetzt. Und so, wie es jetzt aussieht, dürfte das alles Hand und Fuß gehabt haben: Die Raab schäumt nicht mehr.

Sanierung um 17 Millionen

Die Raab (Rába), die - aus der Steiermark kommend und bei Raab (Gyõr) in die Donau mündend - ganz Westungarn be- und entwässert, ist ein für den gesamten pannonischen Raum wesentlicher Fluss. Ungarn war also mit Berechtigung ziemlich verärgert. Und Österreich nahm deshalb - gemeinsam mit der EU, dem Burgenland und der Steiermark und klarerweise auch mit den verschmutzenden Firmen - rund 17 Millionen Euro für die Sanierung, die Errichtung und Verbesserung der Kläranlagen, in die Hand.

Der Streit um eine saubere Raab hatte mehrere Fronten und durchaus bizarre Ausformungen. Ferenc Kovács, Chef des zuständigen Komitats Vas, kündigte 2006 an, den "ekligen Schaum" auf Lastwägen ins Burgenland retour zu senden, Nikolaus Berlakovich, damals Umweltlandesrat des Burgenlandes, reichte die Verschuldensfrage flussaufwärts weiter in die Steiermark, wo man das allerdings vorerst als eine Art heiße Grumbir (Grundbirne, also Erdapfel, also Kartoffel) betrachtete, sodass der zwischenstaatliche Konflikt in einen zwischenländerlichen zu kippen drohte. Und magyarische Aktivisten riefen, unbeeindruckt von den Feinheiten des österreichischen Föderalismus, zum Boykott von österreichischen Produkten und Geschäften auf.

"Keine heiße Luft"

Kein Wunder also, dass Nikolaus Berlakovich einigermaßen zufrieden war am Samstag. Und er legte wert darauf, dass die Streitbeilegungserklärung keine heiße Luft sei. "Wir haben die Messhäufigkeit erhöht und die Grenzwerte gesenkt, die Ergebnisse werden auch laufend veröffentlicht." Aber damit, so der Umweltminister, sei es noch nicht getan, denn: "Wir haben ein Abkommen über eine weitere Ökologisierung der Raab nach der EU-Rahmenrichtlinie unterzeichnet, das weit über den bloßen Gewässerschutz hinausgeht. Da geht es auch um Fischdurchlässigkeit, ein Hochwasser-Frühwarnsystem und anderes."

Insgesamt, so meint es der Minister, sei die Angelegenheit, die zumindest auf ungarischer Seite auch mit populistisch-nationalistischer Melodie gespielt wurde (Berlakovich: "Unser magyarisches Wasser!"), auf recht vorbildlich-europäische Weise geregelt worden. "Wir haben uns zusammengesetzt und an der Sache entlanggeredet." Das sei ihm auch von Zoltán Woki bestätigt worden, dem Sprecher der Sankt Gottharter Bürgerinitiative. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD-Printausgabe, 24.10.2011)