Filmemacherin mit Aufnahmeapparatur: Nach Anfängen auf Video verwendet Sasha Pirker neuerdings eine 16-mm-Kamera.

Foto: Viennale

Die Viennale widmet ihr ein Special.

Das Paradies liegt in Kärnten. In dürrem schwarzem Astwerk hängen noch ein paar sattgelbe Äpfel. Ein tastendes Kameraauge nimmt langsam Details in den Blick wie: rotierende Holzkugeln auf einer Drehscheibe, die eine Hand sanft umspielt. Aus dem Off schaltet sich immer wieder eine Männerstimme ein, die Anleitungen verliest – zum Beispiel zur Anfertigung einer "Hosentaschenplastik". Die Kamera sieht sich derweil auf dem Gelände um, aus dem Zusammenspiel von Ton und Bildern entsteht in knapp fünfzehn Minuten allmählich ein Eindruck von jenem Lebenskunstraum, an dem der Künstler Cornelius Kolig in Vorderberg im Gailtal seit 1980 arbeitet.

Cornelius Kolig. Anleitungen an die Ewigkeit oder/or don't fuck with paradise ist eine von drei erst in diesem Jahr fertiggestellten Arbeiten von Sasha Pirker. Die Kamera hat – wie bei The Future Will Not Be Capitalist (2010) – Johannes Hammel geführt. Beim Großteil der Produktionen, die seit 2007 entstanden sind, zeichnet die Wiener Filmemacherin jedoch auch für die technische Ausführung allein verantwortlich.

Im Zentrum der kurzen Arbeiten stehen stets gebaute Räume, kleinere und größere architektonische Strukturen – das Desert Springs Motel von John Lautner beispielsweise oder die Zentrale der französischen KP von Oscar Niemeyer. Die Filme, die zwischen zwei und neunzehn Minuten dauern, schauen zum einen sehr genau auf und in die Bauten, gewinnen ihnen aus ungewöhnlichen Perspektiven ebensolche Bilder ab.

Zum anderen wird über den Ton buchstäblich eine weitere Ebene eingezogen: Im Bild tauchen Menschen tendenziell in Statistenrollen auf, aber über Kommentare, Stimmen, Textcollagen sind sie in den Gebäuden präsent. Im Haus des aus Wien emigrierten Architekten Rudolph Schindler in Los Angeles wird so langsam eine weitere Migrationsgeschichte ausgebreitet. In der Zentrale der KP wird anhand der Geschichte des Gebäudes auch eine gesellschaftspolitische Geschichte erzählt.

Die Viennale widmet der Filmemacherin und ihren konzentrierten Arbeiten ein Special-Programm. (Isabella Reicher, DER STANADRD – Printausgabe, 22./23. Oktober 2011)