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Zu Ruth Klügers bekanntesten Werken zählen "Frauen lesen anders" (1996), "Katastrophen. Über deutsche Literatur" (1997) und "Was Frauen schreiben" (2010). Die in Österreich geborene Schriftstellerin wird am 30. Oktober 80 Jahre alt.

Foto: APA/HARALD SCHNEIDER

Göttingen - Ihr Leben begann im Alter von 13 Jahren noch einmal, als ihr gemeinsam mit ihrer Mutter die Flucht auf einem Todesmarsch zwischen zwei Konzentrationslagern gelang. "weiter leben - eine Jugend" nannte die in Wien geborene und 1947 in die USA emigrierte Ruth Klüger ihre Erinnerungen, mit denen die Literaturwissenschafterin im Alter von 60 Jahren eine höchst erfolgreiche zweite Karriere als Autorin startete. "Das Weiterleben der Ruth Klüger" heißt jener Dokumentarfilm von Renata Schmidtkunz, der am 30. Oktober im Rahmen der Viennale uraufgeführt wird. Am selben Tag feiert Ruth Klüger ihren 80. Geburtstag.

"Ich finde Geburtstage schrecklich", hat Klüger einmal gesagt. "Am Geburtstag bekommt man zu viel Aufmerksamkeit, für die man eigentlich nichts kann." Mittlerweile freut sie sich über die vielen Ehrungen, die ihr zuteil werden (am 25. Oktober kommt der Donauland-Sachbuchpreis "Danubius", am 2. November das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kultur I. Klasse hinzu), nicht zuletzt, weil sie ihr als Gelegenheit dienen, ihren beiden Söhnen zu zeigen, welche Bedeutung sie mittlerweile in ihrer Geburtsstadt genießt, mit der sie auf ewig vor allem schlechte Erinnerungen verbinden: Wien hat sie als jüdisches Kind als Feindesland erlebt und ist für sie "noch immer die Stadt, in der ich den Judenstern getragen habe" sagt sie. "Wiens Wunde, die ich bin, und meine Wunde, die Wien ist, sind unheilbar", heißt es in ihrem zweiten Erinnerungsbuch "unterwegs verloren", das 2008 erschien.

Theresienstadt - Auschwitz-Birkenau - Christianstadt

Ruth Klüger wurde am 30. Oktober 1931 als Tochter eines jüdischen Frauenarztes in Wien geboren. Im September 1942 wurde sie zusammen mit ihrer Mutter aus Wien deportiert. Sie kam erst in das KZ Theresienstadt, dann nach Auschwitz-Birkenau und schließlich nach Christianstadt in Schlesien. Nach Kriegsende lebten Mutter und Tochter zunächst in Straubing in Bayern. 1947 emigrierten sie in die USA, wo das junge Mädchen die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, in New York und Berkeley Bibliothekswissenschaften und Germanistik studierte und später als Hochschullehrerin und Literaturkritikerin arbeitete.

Auf ihre Ehe mit dem Historiker Werner Angress (weshalb sie auch unter dem Namen Ruth Angress publizierte) blickt sie heute äußerst kritisch zurück. Auch mit dem Autor Martin Walser, über lange Jahre ihre einzige freundschaftliche Verbindung nach Deutschland, hat sie nach seinem Buch "Der Tod eines Kritikers" öffentlich gebrochen. "Ich halte Ressentiment für ein angebrachtes Gefühl für Unrecht, das nicht wiedergutzumachen ist", verteidigt sie den Grundton der Unversöhntheit, der sich durch ihre Bücher und Reden zieht.

Jahrzehnte lang hat Ruth Klüger nur als Wissenschafterin publiziert. Erst als sie Ende der 1980er Jahre bei einem Verkehrsunfall in Göttingen lebensgefährlich verletzt wurde, begann sie zu ihre Lebensgeschichte niederzuschreiben. In ihrer 1992 veröffentlichten Biografie "weiter leben - eine Jugend" (die 2008 als Gratis-Buch in 100.000 Exemplaren in Wien verteilt wurde) schildert sie ihre Kindheit in Wien, ihre Jugend in den Konzentrationslagern und die Nachkriegszeit in Bayern, in "unterwegs verloren" (2008) ihre Lebensgeschichte nach der Emigration in den USA. Zu den bekanntesten weiteren Werken Klügers zählen "Frauen lesen anders" (1996), "Katastrophen. Über deutsche Literatur" (1997) und "Was Frauen schreiben" (2010).

Die zahlreichen Auszeichnungen

Ruth Klüger lebt heute abwechselnd in Irvine im US-Bundesstaat Kalifornien und im deutschen Göttingen. Zu ihren zahlreiche Auszeichnungen zählen der Österreichische Staatspreis für Literaturkritik (1997), der Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (2001), die Ehrendoktorwürde der Universität Göttingen (2003), der Roswitha-Preis (2006), der Lessing-Preis (2007) und der Theodor-Kramer-Preis (2011). (APA)