Bild nicht mehr verfügbar.

Zu Briefmarkenehren gelangte der kleine Prinz in Frankreich im Herbst 2001.

Foto: APA
Houston/Paris - Genau 60 Jahre nach dem Erscheinen als Buch ist "Der kleine Prinz" jetzt auch als Oper zu erleben. Die Uraufführung des Werkes, das auf dem gleichnamigen Kultbuch des Franzosen Antoine de Saint-Exupery beruht, ging am Wochenende in Houston (Texas) über die Bühne. Die Musik stammt von Rachel Portman, das Libretto verfasste der britische Dramatiker Nicholas Wright. Die US-Kritiker schrieben am Montag, die kunstvolle Opernfassung werde der literarischen Vorlage gerecht.

Portman ist vor allem durch Filmmusik bekannt geworden und gewann bereits einen Oscar für ihre Musik zu dem Streifen "Emma". Ihre "Prinzen"-Oper ist stilistisch konservativ und arbeitet mit traditionellen Harmonien und eingängigen Melodien. Regisseurin der Aufführung ist Francesca Zambello. Die Rolle des jungen Prinzen wird vom elfjährigen Nataniel Irvin gesungen, den Piloten singt der lyrische Bariton Teddy Tahu Rhodes.

Plädoyer für mehr Menschlichkeit

Das Märchen des französischen Autors und Fliegers Antoine de Saint-Exupery (1900-1944), "Der kleine Prinz", ist ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit und Sensibilität und gehört mit 115 Sprachen zu den meist übersetzten und meist verkauften Büchern der Welt. 60 Jahre nach dem Erscheinen des Kultbuchs veröffentlicht Ende Juni der Patmos-Verlag eine Jubiläumsausgabe mit Hörbuch.

Zeitlos

"Der kleine Prinz ist ein zeitloser Stoff", erklärt die Pressesprecherin des Düsseldorfer Verlags. "Das Hörbuch erhielt die begehrte HörKules-Auszeichnung für das beliebteste und populärste Hörbuch des Jahres 2002." Doch der Erfolg beschränke sich nicht nur auf die Vertonung des Märchens, in dem der kleine Prinz erschreckt durch die Besitzgier und die rationelle Denkweise der Menschen wieder auf seinen kleinen Stern zurückkehrt. Auch die geschriebene Version stößt seit Anfang des Jahres auf überdurchschnittliches Leserinteresse.

Gedanken über das sinnentleerte Leben

Die Neuauflagen und Neuerscheinungen beweisen, dass die Fragen des kleinen Prinzen immer noch aktuell sind. Im Mittelpunkt stehen Gedanken über das sinnentleerte Leben der modernen Massengesellschaft - und deren Aussagekraft scheint immer noch ungebrochen. "Die Stimmung in der Gesellschaft ist heute eher pessimistisch. Vielleicht erklärt das die verstärkte Zunahme der Verkaufszahlen", meinte die Pressesprecherin.

Verwunderung und Irritation bei Ersterscheinung 1943

Die Rezeptionsgeschichte des Märchens war jedoch nicht immer so erfolgreich. Beim Erscheinen im Jahr 1943 löste das Buch Erstaunen, Verwunderung und Irritationen aus. Saint-Exupery hatte sich mit "Südkurier", "Nachtflug", "Wind" und "Sand und Sterne" bereits einen Namen gemacht. Seine journalistischen Beiträge aus Russland und Spanien, wo er zeitweise als Korrespondent tätig war, wurden begeistert gelesen. Er galt als humanistisch engagierter Schreiber.

1944 kehrte der Autor von einem Aufklärungsflug nie mehr zurück

Statt der märchenhaften Geschichte hatte man eine politische Stellungnahme zum Kriegsgeschehen erwartet. Doch als der in Lyon geborene Autor und Flieger das Werk schrieb, ging es ihm moralisch nicht gut. Er befand sich in New York, wo er unter der politischen Lage Europas litt. Hinzu kamen gesundheitliche Beschwerden und ein Fremdheitsgefühl, das ihn auch nach mehr als dreijährigem Aufenthalt in New York noch verfolgte. Am 31. Juli 1944 startete Saint-Exupery von Korsika aus zu einem Aufklärungsflug und kehrte nie mehr zurück. (APA/dpa)