Einen "neuen" Jünger wird man auch in diesen Texten kaum entdecken. Doch mögen sie meist bestätigen, was schon in seinen letzten Lebensjahrzehnten in den Urteilen über ihn immer mehr zum Ausdruck gekommen ist: Dass er im Grunde seines Wesens ein unpolitischer Mensch war - und ein Weltbürger. Die Politik war ihm nur bei ganz besonderen Ereignissen Aufmerksamkeit in seinen Tagebüchern wert. Gelegentlich aber sehr pointiert, wie etwa beim Golfkrieg 1991: "Wenn man das faustdicke Unrecht bedenkt, das überall wuchert, fragt man sich, ob man die Orientalen nicht besser unter sich ließe. Aber wann, wo und gegen wen die Amerikaner moralisch werden - das ist eine Frage für sich."
"Merkwürdig, wie Pflanzen und Tiere mich beleben"
Im Vergleich mit der jeweiligen innenpolitischen Situation in Deutschland interessierten ihn seine "subtilen Jagden" auf Käfer und andere Insekten und ihre schließlich auf weit mehr als 30.000 Exemplare angewachsene Sammlung zweifellos mehr. Das Leben der Natur überhaupt fesselte ihn zumindest in der zweiten Lebenshälfte mehr als alles andere.
Nach dem Anblick seltsamer Vögel auf einer Nahost-Reise nennt der damals 65-Jährige im Tagebuch es "merkwürdig, wie Pflanzen und Tiere mich beleben, etwa im Vergleich mit Architekturen, Ruinen und selbst Kunstwerken. Ohne Zweifel wird das als ein Manko notiert. Aber ein Gecko, der an einer verfallenen Mauer spielt, der Efeu, der an ihr blüht, der Wiedehopf auf ihren Zinnen, sie alle sind Anrufe, die stärker erregen als der Turm zu Babel."
"Unangenehme Neuerungen"
Immer wieder bedrückte ihn auf Reisen, wie auch technischer Fortschritt ursprüngliches Leben zunichte machen kann. Da sind etwa die "von Autos verheerten Straßen". Im Gefolge der Elektrifizierung auch in eher abgelegener Gegend "überall Radios in höchster Lautstärke." Unter den "unangenehmen Neuerungen" in einem ihm schon länger bekannten Hotel verzeichnet er 1961 "eine Television - das entwickelt sich zu einer der Hauptplagen unserer Zeit." er Schmerz über den gewaltsamen Einbruch des Neuen gehöre zu den Grundthemen seines Lebens, schrieb der 67-Jährige.